India Jordan, Sophia Kennedy, Françoiz BreutWochenend-Walkman – 14. Mai 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: India Jordan, Sophia Kennedy und Françoiz Breut.

India Jordan

India Jordan – Watch Out

Jan-Peter: Bricolage, Bricolage. Das hier klingt oft nach Tracks aus meiner alten Kassettenbox der frühen Neunziger, TDK SA-90 und BASF Ferro Extra 1, Steve Mason Experience Nummer Soundso, mit Breakbeats, Sirenen und dem ganzen wunderbaren Kitsch. Dann, etwa auf „Feierabend“, pumpig wie schnellerer French House der späten Neunziger. Bei India Jordan klingt es aber alles frischer, crisper, was mir gut gefällt. Es ist ihre erste EP auf Ninja Tune, ihre vorherigen Releases „For You“ und „DNT STP MY LV“ habe ich mir in diesem Zuge auch angehört, hat was, ihr Sound. In einer Zeit, in der ich eigentlich nur noch kotzen könnte, wenn ich höre und lese, wie Rave zum endgültigen Sellout verkommt und der Businesstechno sich einen Dreck für die Gesundheit der Welt interessiert, pardon my French, tut das gut.

Sophia Kennedy Monsters Cover

Sophia Kennedy – Monsters

Ji-Hun: Die aus Baltimore stammende Musikerin Sophia Kennedy war 2017 so etwas wie die Pop-Überraschung aus dem Hause Pampa, dem Label von DJ Koze. Kennedy lebt seit vielen Jahren in Hamburg und arbeitet dort eng mit Mense Reents zusammen (Stella, Egoexpress, Die Goldenen Zitronen). Nun ist Sophia Kennedy beim Berliner Label City Slang gelandet, was Hardliner natürlich schon als Sellout schimpfen. Aber es ist natürlich ein gutes Zuhause in bester Gesellschaft und bei „Monsters“ hört man, wie die kongeniale Arbeit mit Reents verfeinert und vertieft wurde. Unterm Strich ist es reife Popmusik, die sich aber weder scheut, mentale Gesundheit, Tod und innere Dämonen zu thematisieren, und auch komplexen, deepen Soundlandschaften alles andere als abgeneigt ist. Es ist dennoch auch ein Hamburger Album geworden. Stephan Rath von den Zitronen malträtiert in gewohnt wuchtiger Manier das Schlagzeug im Song „Chestnut Avenue“ und es lässt sich wie Familie an. Auch da läuft nicht alles prima, aber am Ende ist es doch das, was bis zum Ende bleibt.

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Françoiz Breut – Flux flou de la foule

Thaddi: Ich will ehrlich sein – dieses Album von Madame Breut bereitet mir ein bisschen Kopfschmerzen. Eigentlich bin ich Fan. Doch dieses Fan-Tum stützt sich vor allem, wenn nicht ausschließlich auf „[Vingt A Trente Mille Jour“(/sounds/wochenend-walkman-diesmal-mit-banks-franoiz-breut-und-mobb-deep), einem Album dem ich schlicht und einfach auf alle Zeiten verfallen sein werde. Und ich will ein weiteres Mal ehrlich sein: Ich habe nicht wirklich verfolgt, was Françoiz in den vergangenen Jahren vorgelegt hat. Vielleicht irritiert mich „Flux flou de la foule“ genau deswegen so. „Juste de passage“ ist natürlich ein großer Hit, den auch Moderat hätten produzieren können. Doch der Rest des Album ist mir bislang nicht konsistent genug. Die oft präsente Elektronik scheint neu, aber nicht zu Ende gedacht. Die Songs atmen eine mir bislang nicht bekannte Sperrigkeit. Ich weiß noch nicht, was das alles bedeutet, bzw. mit mir macht. Ich werde versuchen, das über das Wochenende herauszufinden. Trotz allem Zweifel: 24 Millionen Daumen hoch für Françoiz Breut.

KonzerterinnerungenEinstürzende Neubauten – Berlin, Kulturhaus Elektrokohle, 21. 12. 1989

Die gute MitteBuchrezension: Das Gasthaus von Erwin Seitz