I’ll Be Your Mirror, Lowtec, ShackletonWochenend-Walkman, 24. September 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: I’ll Be Your Mirror, Lowtec und Shackleton.

I'll be your mirror cover

Various Artists – I’ll Be Your Mirror: A Tribute to The Velvet Underground & Nico

Ji-Hun: Tribute-Alben sind ja ein wirklich schwieriges Terrain. Hier einen Mehrwert zu schaffen, große Songs zu neuem Leben zu verhelfen, daran sind viele Compilations gescheitert. Oft auch, weil Originale nicht umsonst die Originale sind. „I’ll Be Mirror“ wagt sich an das ikonische „The Velvet Underground & Nico“ von 1966 heran. Der Cast ist gut abgehangen, dafür umso edler. Iggy Pop, Matt Berninger, Kurt Vile, Sharon Van Etten, Courtney Barnett, St. Vincent – die Champagner-Klasse des amerikanischen Indie interpretiert die mittlerweile 55 Jahre alten Songs und das passiert würdevoll und wenn man es zulässt, auch mit produktionstechnischem oder gar instrumental-musikalischem Gewinn. Wie Michael Stipe in seiner Fassung von „Sunday Morning“ die Basslinie wiederum von Lou Reeds „Walk On The Wild Side“ interpretiert, ist schön und referenzhell.

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Lowtec – Easy To Heal Cuts

Thaddi: Mit der neuen LP von Jens verabschiede ich mich endgültig aus dem Tagesgeschäft der Dance Music. Ich wünsche allen viel Spaß, die wieder ausgehen, vor den Clubs anstehen und sich auf dem Dancefloor glücklich in die Arme fallen. Ich winke. Ich habe mich in den vergangenen anderthalb Jahren noch weiter von dieser Kultur entfernt. Ich verstehe das Prinzip nicht. Das heißt nicht, dass mir die begleitende Musik egal ist, im Gegenteil. Ich achte hingegen noch viel mehr darauf, dass die Tracks anschlussfähig sind, auch dann funktionieren, wenn ich es will und es nicht gerade zufällig dunkel ist oder die Sonne auf den Pulk im Garten strahlt. Lowtec arbeitet von jeher genau so. Zu seiner Musik kann man tanzen, muss es aber nicht. So offen, so weit, so bewusst konzentriert. Ich drücke mich um das Wort „anders“, das wäre despektierlich. Lowtec war immer schon viel weiter als die meisten anderen. Die sechs neuen Tracks helfen mir beim nicht mehr so kalten kalten Entzug. Wieder eine Platte für die Ewigkeit.

shackleton

Shackleton – Departing Like Rivers

Jan-Peter: Wann hört Ambient/Electronica auf und wann fängt New Age an? Die Antwort darauf fällt natürlich subjektiv aus, aber für meinen Teil würde ich sagen, die Trennlinie oder besser Naht verläuft auf diesem Album, und zwar von vorne bis hinten. Spannende, mysteriöse Klangexkursionen, viel Metall, dann wieder ein bisschen zu viel Gong, Klingklong und diffuse Stimmenteppiche für meinen Geschmack zumindest. „Tribal Ambient“ etikettiert es das Portal Rateyourmusic, das trifft es eigentlich ganz gut. Ein Trip, auf den man sich einlassen und dann auch durchziehen muss, das Ganze hat schon ein durchdachtes Konzept, dem man sich entweder ganz zuwendet oder eben nicht. Unterwegs wird es einfacher, zugänglicher, subjektiv betrachtet besser. Ein echter musikalischer acquired taste.“

Doc ScottUnser Mix der Woche

Frequenzfilter 25. September 2021 – andere Medien, andere ThemenUFOs, Lobbyland, Richard H. Kirk