Hot Snakes, Lawrence Le Doux, The Durutti ColumnWochenend-Walkman – 18. Dezember 2020

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Hot Snakes, ‭Lawrence Le Doux und The Durutti Column.

Hot Snakes Jericho Sirens

Hot Snakes – Jericho Sirens

Ji-Hun: Vorletzte Woche war ich im Core Tex in Kreuzberg, um ein Punk-Paket für Susann zusammenzustellen. Ich finde ja (Geburtstags-)geschenke, die Richtung Glamour oder Schickimicki gehen, irgendwie gerade nicht so passend. Mir empfahl der Verkäufer ein Buch von Jens Rachut, natürlich in den Korb eingesteckt und im Hintergrund lief eine wirklich gute Band, die ich natürlich nicht kannte, aber mich umgehend packte. Schnell Shazam ausgepackt und dann der Treffer Hot Snakes – was für ein dämlicher Name, dachte ich noch und so fragte ich am Tresen natürlich nach Hot Stones, als wäre das Core Tex ein Wellness-Retreat. „Jericho Sirens“ erschien 2018 und wurde in den einschlägigen Visions, Ox und Co. hart abgefeiert, völlig zurecht. Die kalifornische Band verbindet Post-Hardcore, Punk, Garage und kalifornische Surfelemente auf sehr eigenständige und seriöse Weise. Punk ist mir oft zu kitschig, kasper- und formelhaft, das ist hier beileibe nicht so. Eher komme ich auch nach mehrmaligem Hören aus dem Staunen nicht raus. Dass die Platte auf Sub Pop erschien und eigentlich auf meinem Radar irgendwie hätte landen müssen, überraschte mich umso mehr. Vielleicht habe ich die Promo-Mail wegen des Bandnamens einfach weggeklickt. Auch so muss das Leben manchmal einen bestrafen. So war ich wenigstens dieses Jahr mal wieder in einem Plattenladen und umso mehr freuen wir uns über eine neue gemeinsame Lieblingsplatte. Die schönsten Geschenke sind doch die, die man auch selber toll findet, war das nicht so?

Lawrence Le Doux Oyster Ballads

Lawrence Le Doux – Oysterballads1

Benedikt: Das Amsterdamer Label Kalahari Oyster Cult startet eine neue Serie: Oyster Ballads. Der Name ist Programm, die Serie will das Tempo rausnehmen, aber trotzdem explizit elektronisch bleiben. Den Auftakt macht der Belgier Lawrence Le Doux. Die sanft auf Downbeat und organischen hellen Percussions gezupfte Gitarre in „Petal“, der füllige Reverb auf „Anther“, der nie ganz in die Gänge kommende verträumte Housetune „Stem“ mit seinen fein texturierten Synths und die Vibraphon-artigen Percussions die minimal und doch angenehm re­pe­ti­tiv „Filament“ vorantreiben – perfekt umgesetzte Kurzweiligkeit für den Laid-Back-Modus.

The Durutti Column - WW18122020

The Durutti Column – The Return Of The Durutti Column

Thaddi: Es ist Donnerstag, 18 Uhr durch, und ich würde gerne noch so viel Stuff durchschieben wie geht. Ich habe nämlich keine Lust mehr. Auf Content, Konfrontation, Auseinandersetzung mit Dingen. Ich bin jahresendmüde. Nur noch ein Wochenend-Walkman. Gehört habe ich nichts – außer Platten, die irgendwann 2021 erscheinen. Ich will eigentlich auch gar nichts mehr hören. Dann der Geistesblitz: Ich habe mich eigentlich noch nie ernsthaft mit Vini Reilly beschäftigt. Ich fand seine introvertierten Improvisationen an der Gitarre immer gut und irgendwie auch spannend – nur haften geblieben ist eigentlich nie etwas. Ich will das an diesem Wochenende ändern. Und fange vorne an: beim Debütalbum seines Projekts „The Durutti Column“. Also werde ich ein bisschen was lesen und dann vor allem hören. Ich erinnere mich genau, Vini mal auf der Straße getroffen zu haben, in Manchester, genauer in Didsbury. Ich wohnte dort in einer WG und er um die Ecke. Natürlich kannte man sich als Nachbarn. Und so wurden wir vorgestellt. Was für ein sweeter Mensch. Und an der Gitarre klingt er ja genauso sweet. Plan: Ich träume mich auf das untere Ende der Palatine Road, dorthin wo Factory Records gegründet wurde und zurück in diese WG, mit einer Dose Stella auf dem Sofa, den Resten des Take-Outs vom Rusholme Chippy auf den Knien und irgendwas im Fernsehen. Und dann kommt Vini.

„I’m a reformer“Buchkritik: „A Promised Land“ von Barack Obama

Leseliste 19. Dezember 2020Detektei Pinkerton, Caliphgate, Südkorea und Technocity Berlin