Flora Yin-Wong, Pub, Boy CassadyWochenend-Walkman – 19. November 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Flora Yin-Wong, Pub und Boy Cassady.

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Flora Yin-Wong – The Sacrifice

Christian: Flora Yin-Wong lässt ihrem letztjährigem Debütalbum vier weitere Tracks folgen. Gipfelte „Holy Palm“ noch in einer Art medialer Cross-Collage, in der Sounds von Alltagsritualen, mitgeschnittene Radiomusik oder Aufnahmen einer griechischen Hochzeit kulminierten, so ist „Sacrifice“ etwas übersichtlicher und nahbarer. Die Stücke sind das Ergebnis eines Aufenthalts in Norden von Wales. Yin-Wong durchstreifte die abgeschiedene Landschaft und sammelte Field Recordings als Ausgangsmaterial für diese Isolationsmusik. Diese konkreten, oft leicht lärmigen Klänge kontrastieren (fast möchte man sagen: neutralisieren) wiederum eine Genre-typische Atmo aus Drones, im Hall hängengebliebenen Stimmen und Klavierklängen. In der Summe gerät das schon hier alles ein bisschen arg stimmungsvoll, ist aber wie gemacht für lange Novembernächte.

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Pub – Single

Thaddi: Ich hatte vor etwas über einem Jahr schonmal ein Loblied zu Pub angestimmt – und bin nach wie vor mega verknallt in seinen Sound. Nun gibt es wieder einmal eine Reissue. „Single“ erschien ursprünglich 2002 – damals nur auf CD – und ist anders, als der Titel vermuten lässt, gar keine Single sondern ein endlos schimmerndes Album mit diesem ganz besonderen Sound Design. Natürlich kennen wir einige Tracks bereits, allen voran natürlich das unfassbare „Lick“. Dass es diese Zusammenstellung nun aber auf Schallplatte gibt – komplettiert mit zwei bislang unveröffentlichten Stücken –, ist eine gute Sache. Für mich ist die Musik von Pub einer der entscheidenden Gründe, warum ich musikalisch heute im Hier und Jetzt immer noch Vertrauen in die Zukunft habe. Mit „Lick“ bin ich damals nächtelang durch Berlin gefahren, tief versunken in den Beifahrersitz eines befreundeten Autos, immer leicht irritiert über die pointierte Easyness dieser Musik, die so unfassbar gut zu dem passte, was ich im Rückspiegel sah. Unschärfe in 8K. Pubs Tracks sind wie die Postkarten-Sammlung, die wir alle in irgendeinem Karton haben, ob wir es nun zugeben oder nicht. Es gibt Momente, die man einfach nicht vergessen will. Und auch das kleinste Stückchen Memorabilia hilft dabei.

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Boy Cassady – Jürgen Rickmers (Original Soundtrack from the Podcast)

Jan-Peter: Ein OST zu einem Podcast – ist das ein Format, das wir fortan häufiger sehen bzw. hören werden? Zur hübschen, sehr gut gemachten Audioserie Jürgen Rickmers – Durch die Stürme des 19. Jahrhunderts ist nun auch die Musik als Album erschienen, produziert und kompiliert von Boy Cassady aus Hamburg. Es ist wirklich ein Score, weil zugeschnitten auf die Orte, an denen sich die einzelnen Serien abspielen – New York, Shanghai, auf dem Wasser, auf Föhr, der Heimat des Protagonisten des Podcasts. Von dort steuert auch der Männergesangsverein ein Lied bei, „Abendfreden“, der Shanty-Einschlag (ich bin Shanty-Fan und nicht erst seit Lockdown-Memes) ist nicht zu überhören. Funktioniert alles in allem natürlich am besten, wenn man den Podcast vorher durchgehört hat.

Über das MeerPodcast-Kritik: Jürgen Rickmers – Durch die Stürme des 19. Jahrhunderts

Frequenzfilter 20. November 2021 – andere Medien, andere ThemenBahn, Machtwechsel, Musikmode