Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Carsten Jost, µ-Ziq und Sofie Birch.
Carsten Jost – La Collectionneuse I - X
Jan-Peter: Neulich kam kurz die Frage bei uns auf, ob Labels für (nachwachsende) DJs überhaupt noch ein Ding sind, also in Sachen welche neuen Platten höre ich an, kaufe ich? Was ich aus dem Gespräch mitgenommen habe: Eher nicht so, die Plattformen und Playlists sind relevanter als der Katalog und seine fortlaufenden Nummern, die man pflicht- und qualitätsbewusst eh checkt. Ich bin kein DJ, aber aber mich hat schon immer fasziniert, wie ein Label klingt. Wie klingt Dial zum Beispiel? Wenn ich mir das neue, dritte Album von Carsten Jost auf diesem – von ihm ja mitgegründeten Label – anhöre, dann finde ich: Ja, genau so. Tief und gleichzeitig minimalistisch-dezent, fast ein bisschen melancholisch, und doch auch wie gemacht für eine lange Nacht mit bewegten Beinen. Von I bix X: Dial M for magnifique.“
µ-Ziq – Magic Pony Ride
Thaddi: Calling all ponies. Mike Paradinas hat wieder zugeschlagen. Und zwar mit genau der Sound-Facette, die ich an seinem so vielfältigen Werk besonders schätze: den grellen Farben, den quietschigen Samples und den bis hinter den Horizont gechoppten Breakbeats. Mit dem Pseudo-Acid, den überdrehten Stimmungen, also mit der Happiness. Auf meinem Spaziergang heute früh müssen mich einige für ordentlich druff gehalten haben, so breit war mir die Freude ins Gesicht geschrieben – und das passiert nicht gerade oft. Mein Gott, ist das wundervoll! Und ich habe bereits eine Vorahnung, wie das Wochenende aussehen wird: „Don't Tell Me (It's Ending)“, das letzte Stück, auf Dauerschleife, die Kopfhörer viel zu laut, wohl wissend, dass mir das bzw. meinen Ohren gar nicht gut tut. Die Warnhinweise wegswipen und im Kopf einen Köpper vom Dreimeterbrett in ein mit Fanta gefülltes Schwimmbecken.
Sofie Birch – Holotropica
Ji-Hun: Die dänische Komponistin und Musikerin Sofie Birch ist eine Meisterin der zurückgenommenen und dennoch komplexen Räume. Ihr neues Album „Holotropica“ ist genau so ein Raum. Ein weiter und offener Raum voller Assoziationen. Dynamisch, voller Leben und mit großem Gespür für intimen Headroom und kristalline Sounds. Birch verzichtet dabei nicht auf klassisches Instrumentarium wie Saxofon, Harfe, Blockflöte und Schlagzeug, was ihren Produktionen Ankerspuren und Orientierung gibt. Ein perfekter Soundtrack für akustisches transzendentes Kopfkino. New Age im besten Sinne für das 21. Jahrhundert.