Bonobo, Flowered Up, BurialWochenend-Walkman – 14. Januar 2022

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Bonobo, Flowered Up und Burial.

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Bonobo – Fragments

Jan-Peter: Eventuell, ich werde es weil ich die Musik-Apps ständig wechsle nie wissen, habe ich in den mittlerweile zwei, gefühlt drei Jahren seit Beginn der Pandemie die Musik von Bonobo am meisten gehört. Weil ich die Produktionen mag, die Stimme, die Dosage der „Weltmusik-Einflüsse“. Wenn ich ab und an mal Caribou höre, habe ich immer ein ungutes Gefühl dabei, als wollte ich das nicht mögen wollen, bei Simon Green geht mir das nicht so, auch bei diesem Album – Nummer sieben – nicht. „Fragments“ ist, trotz des Namens, eine ziemliche Kontinuität – in sich und aufs ganze Werk hin betrachtet. Die Bonobo-typische Melancholie, der wenn dann nur sanfte Druck, das Breakige und das Poppige, alles wieder da. Keine großen Überraschungen, dafür wieder ein schönes Album und für mich ganz persönlich neues Material für mitunter lange pandemische Tage. Die vom Künstler bereitgestellten Canvas-Animationen auf der Musik-App, die ich gerade nutze, sind auch ganz hübsch by the way.

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Flowered Up – Weekender

Thaddi: Eigentlich wollte ich mir für diesen Walkman die neue EP von Burial vornehmen. Die ist super, aber habt ihr bestimmt schon selbst gemerkt. Dann kam Anfang dieser Woche die Nachricht, dass Carsten Klemann verstorben ist. Was für ein toller DJ und Produzent. Und was für ein wunderbarer Mensch. Wenn er spielte, glühte die Diskokugel ganz von selbst. Traurig und irritiert wie ich war – ich bin es noch immer – kam mir die Rave-Oper von Flowered Up in den Sinn. Der Track von 1992 läuft seitdem auf Heavy Rotation. Das Stück ist sensationell, spiegelt für mich in seinem Arrangement im Kleinen auch die Dramaturgie einer ravenden Nacht. Auch Carsten war ein Weekender – nur eben oft auch auf der anderen Seite. Ich habe gerade eine Kerze angemacht. Und der Track läuft schon wieder laut im Zimmer. Das ist für dich, Carsten. „Weekender whatever you do – just make sure what ya doing makes you happy.“

Burial Antidawn EP Cover

Burial – Antidawn EP

Ji-Hun: Wenn Herr Herrmann schon nicht will ... Die Welt wartet eigentlich seit 15 Jahren auf ein neues Burial-Album. Die Zeit vergeht schnell und tatsächlich waren es schon 2006 und 2007 als der Brite William Bevan die Musikwelt mit seinen Langspielern „Burial“ und „Untrue“ erschütterte und für sich einnahm. „Antidawn“ brandet sich selber zwar als EP, ist mit 43 Minuten Spiellänge und sieben Tracks wohl der erste Longplayer seit 2007. Aber es ist vielleicht auch deshalb eine EP, weil es etwas ist, worauf die Welt in der Form eben nicht gewartet hat. Es gibt halt keine elegant rumpelnden Dubstep-Deklinationen. Keine Beats, dafür ambiente Flächen, klassische Akkorde, sehnsüchtige Orgeln und vor allem viel Lyrics und Gesang. Für alle, die einen dicken Slammer erwarteten, ist das natürlich nur lahmes Füllmaterial. Den Tracks wohnt dennoch eine ganz eigene und großartige Energie inne. Man könnte fast von Songs sprechen, dafür dominiert aber zu sehr das Rauschen und der fragmentierte Raum. Die Loops brechen an unorthodoxen Stellen und „Antidawn“ ist in all seiner Dunkelheit dennoch ein sehr zeitgenössisches und hoffnungsvolles Album, das das Potenzial hat, über die Monate, oder zumindest über den Winter noch eine ganz besondere Dynamik zu entwickeln. Die akustische Welt hier ist weniger der Club als viel mehr eine fantastische Open-World wie bei Zelda oder Minecraft. Vermeintlich beliebig und same same, aber doch very different.

Rising SunUnser Mix der Woche

Frequenzfilter 15. Januar 2022 – andere Medien, andere ThemenSisters With Transistors, Terrorismus, Bundesservice Telekommunikation