Apifera, Four Tet, A New Line (Related)Wochenend-Walkman – 22. Januar 2021

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Jeden Freitag haben wir drei Platten für euch – zumeist drei Tipps, mindestens aber drei Meinungen. Nicht immer neu, doch immer die Erwähnung wert. Heute mit: Apifera, Four Tet und A New Line (Related).

Apifera Overstand Cover

Apifera – Overstand

Ji-Hun: Das Jazz-Quartett Apifera besteht aus den beiden Keyboardern Yuval Havkin auch bekannt als Rejoicer und Nitai Hershkovits, so wie Amir Bresler an den Drums und Yonatan Albalak am Bass. Die Band schafft einen wundersamen warmen und dichten Sound auf ihrem Debütalbum „Overstand“, das auf Stones Throw erschienen ist. Eine Interpretation von Jazz, die mich tatsächlich eindringlich mitnimmt. Es gibt neben cineastischen Synthesizern, die an Mort Garson und Wendy Carlos erinnern, Tortoise-Momente, Lofi-Beats, Stones-Throw-Zitate, alles zeitlos und zeitgenössisch zugleich und mit Hingabe für subtil faszinierende Texturen. Ein tolles Album für das noch sehr junge Jahr.

four tet 871 cover

Four Tet – 871

Benedikt: Um Weihnachten hat Kieran Hebden ohne großes Brimborium gleich zwei Alben veröffentlicht. „Parallels“ erschien unter seinem bekannten Moniker Four Tet. Einige Tracks der Platte kennt man bereits von vorherigen Releases, andere nicht. Der Sound klingt nach Four Tet durch und durch. Als großen Fan holt mich das einmal mehr ab, reißt mich abgesehen vom Opener, in dem Hebden ein einziges Synthesizer Pattern über fast eine halbe Stunde in unzählige Richtungen dreht, aber nicht mehr so richtig vom Hocker. Läuft eben einfach durch. Viel spannender finde ich die zweite Plattte „871“, erschienen unter seinem Alias 00110100 01010100. Die Aufnahmen sind um 1996 entstanden, also noch bevor Hebden seine erste EP als Four Tet veröffentlichte. Das Talent des Londoners ist auch in jungen Jahren schon unverkennbar. Und reicht von zögerlichem Glockenspiel, Shoegaze und Gitarre, über Breakbeat und Techno zu TripHop, Ambient & Drone. Mal skizzenhaft kurz, dann wieder über sechs bis neun Minuten ausgedehnt – aber immer rough, bruchstückhaft. Und alles in allem ziemlich großartig.

A New Line Related – Love In A Unitary Authority

Thaddi: Mein lieber Freund Andrew hat eine neue Platte gemacht. Nennt mich befangen – voll ok –, aber mein Verhältnis zu Musik ist mittlerweile derartig abstrakt, unterkühlt und egal, dass ich einfach nur noch zwischen guten und schlechten Tracks unterscheide. Hier sind alle gut. Andrews Version von House Music ist vielleicht deshalb so sensationell und unverbraucht, weil er sich früher nicht durch 482 12"s pro Woche gequält hat. So hat er einen klaren Blick auf die globale Bassdrum-Lage, gefiltert und bewertet durch eine nordenglische Sichtweise, in der Deepness wie Abfahrt buchstabiert wird und umgekehrt. Das sind keine Tracks für die aktuellen Plague Raves, das ist der Shit, den genau die Scheißer_innen, die im Januar 2021 immer noch glauben, es sei ein gute Idee, „mal wieder aufzulegen“ – und wenn es sein muss, dann eben auch ohne Maske, nicht verstehen. Dieses Album ist smooth. Packend. Manchmal auch mitreißend. Genau so, wie House Music – und alle davon abgeleiteten Derivate – eben sein müssen. Derweil arbeite ich immer noch daran, Andrews Twitter-Feed in einen Lyrik-Band zu verwandeln. Stay tuned. Unfassbare, epochale und immer gültige Musik.

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