Mondlandung in EchtzeitInteraktive Rekonstruktion von Apollo 11
19.7.2019 • Kultur – Text: Thaddeus HerrmannDabeisein aus jeder Perspektive.
Der Software-Entwickler Ben Feist liebt den Weltraum und die Raumfahrt. Auf das 50jährige Jubiläum der Mondlandung hat er sich gut vorbereitet: Mehr als zwei Jahre hat er gemeinsam mit dem Archivar Stephen Slater am Projekt „Apollo 11 in real time“ gearbeitet. Das Ziel? Uns heute die Möglichkeit zu geben, das Unternehmen minutiös nachvollziehen zu können – in Echtzeit. Das Ergebnis? Eine herrlich kleinteilige Website, die jede Sekunde der gesamten Mission zugänglich macht: mit Grafik, Text, Audio und Fotos. Dass das Interface dabei aussieht wie ein komplexes Adventure aus längst vergangenen Zeiten, kann kein Zufall sein.
Die buchstäbliche Reise beginnt 20 Stunden vor dem Start und endet in dem Moment, in dem die Astronauten von der USS Hornet aus dem Meer geholt werden. Das Besondere an dem Projekt ist das verwendete Material und die Aufbereitung. Alle Medien, also die Transkripte, Videos und die Audiospuren, sind sekundengenau synchronisiert und chronologisch aufbereitet. Klickt man sich jetzt also durch das Interface, ist man tatsächlich in Echtzeit mit dabei: am Boden wie im Weltraum. Das zu bewerkstelligen, war keine leichte Aufgabe. Denn auch wenn die Aufnahmen bereits digital vorlagen, hatte sich niemand darüber Gedanken gemacht, in welcher Geschwindigkeit denn die alten Bandmaschinen überhaupt liefen. So musste Feist viel Zeit investieren, um die Gleichlaufschwankungen der Geschichte zu bereinigen.
Sehen, hören, lesen und durchklicken lassen sich unter anderem:
- 11.000 Stunden Audio aus dem Kontrollzentrum
- 240 Stunden Kommunikation zwischen Erde und Apollo 11
- Alle Audiomitschnitte aus der Weltraumkapsel
- Alle TV-Übertragungen und Video-Material aus der Raumkapsel
Das Projekt ist technisch brillant, nerdig überfordernd und fast schon erschreckend nah dran. Die Website funktioniert als Ambient-Backdrop (wer hört denn bitte nicht gerne altem Funkverkehr zu) genauso gut wie als Startrampe für den eigenen zeitfressenden Wissensdurst.