Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um – fortan bereits samstäglich – Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind. Und zum Glück abgespeichert wurden.
Bundeswehr-Rabbiner
Ab nächstem Jahr sollen die ersten Militärrabbiner ihren Dienst als Militärseelsorger in der Bundeswehr antreten. Zehn soll es insgesamt geben, inkl. zugehörigem Personal sind 48 Dienststellen geplant. Das sieht der Vertrag vor, den Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, Ende letzten Jahres unterzeichneten. Nur wie viele Juden es in der Bundeswehr gibt, kann keiner sagen. Gefragt wurden sie jedenfalls nicht.
Fragt man Fürst, wie viele aktive jüdische Soldaten in der Bundeswehr er kenne, zählt er am Telefon bis sechs. Sein Verein hat 15 bis 20 Mitglieder, die meisten längst nicht mehr im Dienst. „Wir vom Bund jüdischer Soldaten halten die Zahl 300 für weit überzogen“, sagt Fürst. Vielleicht gebe es 40 oder 50 jüdische Bundeswehrsoldaten, seriös könne man das aber nicht schätzen.
Chuck D
Public Enemy haben ein neues Album draußen. Und Chuck D spricht mit der taz über das gegenwärtige, vergangene und zukünftige Amerika. Trump, Biden, wer gewinnen könnte und was es braucht, wenn der derzeitige Präseident nicht abtreten möchte. Das ist kurzweilig, auf den Punkt und konzetriert. Tight wie ein Rap. Und um die neue Platte geht es natürlich auch.
„Wir wollen den Leuten sagen: Bereitet euch vor auf die Tricks, die Trumps Regierung anwenden wird.“
Foxconn in Wisconsin
2017 verkündeten Donald Trump und Foxconn, einer der größten Produzenten für Elektronik Computerteile weltweit (Apple, Nintendo, Xbox, PlayStation), stolz, dass in Wisconsin eine gigantische LCD-Fabrik gebaut werden soll. 13.000 Jobs sollten dadurch geschaffen werden. Unterstützt wurde dieses Vorhaben mit Milliardengeldern aus dem US-Haushalt. Heute existiert weder eine funktionstüchtige Fabrik noch wurden je diese Jobs geschaffen – und das wird auch so bleiben.
Josh Dzieza berichtet für The Verge von diesem einzigartigen Debakel.
The problem, employees soon learned, was that Foxconn’s planning did not extend far beyond the broad promises made to Wisconsin officials: an enormous LCD plant, some other manufacturing, lots of jobs. There appeared to be no research into the market for products Foxconn might make or the costs of producing those products in Wisconsin. Employees know this because many of them, no matter what role they had been hired for, were told to figure out what Foxconn should do in Wisconsin themselves.
José Padilla und das Café del Mar
Diese Woche ist der spanische DJ José Padilla verstorben. Sein Name ist eng verbunden mit dem Café del Mar auf Ibiza, das weltweit für einen Musikstil und ein damit verbundenes Lebensgefühl steht: Chillout. Heute, wo die zahlreichen Compilations des Cafés an der Küste von Sant Antoni de Portmany in Hotel-Lounges oder Wellness-Oasen vor sich hin dudeln, gerät die Geschichte dieser ibizenkischen Gastro-Institution leicht in Vergessenheit. Café del Mar steht für Freiheit nach Franco, für ein Land im Aufbruch. Und José Padilla trug an den Turntables seinen Teil dazu bei. Manfred Klimek hat 2017 für das Bar-Magazin Mixology darüber geschrieben.
Die spanische Chill-Out-Bewegung war das Ausatmen einer ganzen Generation unterdrückter Kreativköpfe. In England entstand der Punk. In Spanien die DJ-Kultur. Es ist der verschiedene Ausdruck der gleichen Stimmung.