Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
Was macht eigentlich Subway?
Fast-Food hat ein Imageproblem, McDonald’s versucht mit aller Macht es zu beheben. Deshalb gibt’s grüne Smoothies und schicke McCafé’s: mit Latte Macchiatto inklusive Caramel-Topping – und eine Ledercouch. Davon ist Subway weit entfernt. Subways Schnellrestaurants sehen immer noch genauso scheiße aus, wie Fast-Food-Restaurants vor 20 Jahren aussahen: Unbequeme Stühle, hässliche quadratische Fliesen. Dabei war Subway einst die „gesunde“ Alternative. „Fresh & Healthy.“ Immerhin knapp 600 Filialen gibt es in Deutschland ( McDonald’s: ca. 1500). Weltweit sieht es aber ganz anders aus: 42.761 Filialen (Stand Oktober 2014) – keiner hat mehr. Und langsam aber sicher wird die Strategie der Quantität zum Verhängnis. Drew Harwell hat den Aufstieg und den sich ankündigenden, sehr tiefen Fall der Baguette-Kette für die Wahington Post mal zusammengefasst. Was drin steht ist nicht überraschend – wenn man die hässlichen Läden im Hinterkopf hat – aber ziemlich interessant, weil detailreich und stark recherchiert.
„At 1 World Trade Center, a Subway housed in an American-flag-adorned trailer was hoisted floor by floor to serve construction workers building Freedom Tower.“
Zwei Monate Tidal
Ende März startete der Streaming-Service Tidal neu. Und seitdem versucht Jay Z, neuer Chef der Firma, das zu kommunizieren, was bislang entweder unterging oder dem Rapper schlichtweg nicht geglaubt wurde. 900.000 kostenpflichtige Abos sind aktuell aktiv – rund 50 Prozent Wachstum innerhalb von acht Wochen. Micah Singleton von The Verge hat nicht nur mit Jay Z gesprochen, sondern auch das New Yorker Büro besucht und sich von Mitarbeitern die Geschichte des Service erklären lassen. Dabei gibt es neben dem unvermeidlichen PR-Geblubber tatsächlich einige interessante Erkenntnisse. Ob das nach dem morgigen Montag, an dem Apple mutmaßlich seinen eigenen Streaming-Service vorstellen wird, noch irgendetwas bedeutet? Abwarten. Wie Spotify sich gegen die Konkurrenz aus Cupertino wappnet, ist in ersten Schritten klar. Tidal geht einen anderen Weg.
„Tidal kann für unbekannte Künstler ohne Plattenvertrag besser sein als YouTube.“
Die Geburt von Joy Division, The Smiths und Buzzcocks
Morissey, Joy Division, Buzzcocks – Manchester hat einige wichtige Musiker hervorgebracht. Den Startschuss für eine neue Generation von Musikern aus Manchester lieferte ein Auftritt der Sex Pistols am vierten Juni 1976 – so sieht es zumindest Cuepoint-Autor Frank Owen. Aus seiner persönlichen (Punk-)Perspektive beschreibt er das Leben der 70er in der einstigen Industriestadt – und das war hart. Aber während er von Schlägereien, von Hools, Nazis, Punks und Gays erzählt, verrät er ganz nebenbei und sehr detailliert die Entstehungsgeschichte der bereits genannten Bands und Musiker. Wie so oft bei Cuepoint sind auch die Bilder einen Blick wert.
„Morrissey caught an early concert by Warsaw, and just as with the Pistols, he was unimpressed, writing in a local fanzine: “They offer little originality with Ian Curtis’ onstage antics resembling one Iggy Pop.”
Totgeschrieben
1984 ist eine der größten literarischen Dystopien des 20. Jahrhunderts. Der Klassiker, der zitiert wird, wenn es um heute mehr denn je aktuelle Themen wie Überwachung, Disziplinierung und Totalitarismus geht. George Orwell schrieb sein Buch über Menschenmassen als fremdgesteuerte Sklaven fernab der Zivilisation, auf der menschenleeren Isle of Jura im Westen Schottlands. Und das unter widrigsten Umständen: Nach einem Bootsunfall ins eiskalte Wasser gefallen, erkrankte er schwer. Er fing sich eine lebensbedrohende Tuberkulose ein und vegetierte monatelang auf dem sturmgepeitschten Eiland vor sich hin, mit dem Druck seines Verlegers im Nacken, das neue Buch endlich fertig zu stellen. Erst nach Abgabe des Manuskripts ließ er sich richtig behandeln. Zu spät. Robert McCrum hat für den Guardian die letzten Monate Orwells nachgezeichnet.
„Sustained by endless roll-ups, pots of coffee, strong tea and the warmth of his paraffin heater, with gales buffeting Barnhill, night and day, he struggled on."