Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
##Brian Eno trifft Yannis Varoufakis
Was passiert, wenn Elektronik-Legende Brian Eno und der ehemalige Finanzminister Griechenlands Yannis Varoufakis gemeinsam ein U2-Konzert besuchen? Sie treffen sich danach gemeinsam zu einem Gespräch für den Guardian und plauschen über Kapitalismus, geschorene Köpfe von alternden Männern und Vinyl. Dass Eno und Varoufakis schon seit längerer Zeit befreundet sind, war auch der Das-Filter-Redaktion nicht bekannt. Dass dieses Gespräch eines der per se interessanten Lesestücke ist, muss man eigentlich gar nicht mehr erwähnen.
Eno: Look at the time: it’s been two hours. I’m so sorry, but I have to finish the album. You can stay if you want, but I have to work.
Varoufakis: No, I must get on. I have to meet Slavoj Žižek.
Brian Eno meets Yanis Varoufakis: ‘Economists are more showbiz than pop stars now'
„Und was machst du so?“
Diese Frage ist ebenso nervig, wie allgegenwärtig. Das letzte Mal, dass sie gestellt wurde? Vergangenes Wochenende. Zwei Mal. Mindestens. Und oft ist es müßig auf diese Frage zu antworten, gerade in der Hauptstadt, wo doch (gefühlt) jeder versucht, alles zu machen und ein Satz niemals ausreicht. Die eigentliche Eröffnung eines unverfänglichen Smalltalks mit diesem harmlosen Satz fühlt sich dann schnell schwerwiegend an: „Und was gibt deinem Leben einen Sinn?“ In 99 Prozent der Fälle werden Frage und Antwort auf die Arbeitssituation bezogen. In Deutschland definiert man sich maßgeblich über das, was man beruflich tut, nicht darüber wer man (tatsächlich) ist. Das ist schade. Und ein gesellschaftliches Problem. Was die Autorin bei Doktor Peng! ausformuliert, wurde und wird zwar immer wieder gesagt, doch es wird Zeit sich das auch mal zu Herzen zu nehmen:
„Wenn wir unseren Lebenssinn in einer einzigen Arbeit suchen, machen wir uns abhängig. Aus ihr ziehen wir all unsere Anerkennung. Wer so gebunden ist, wird kaum noch nach dem generellen Sinn und Zweck dieser Arbeit für Menschheit und Gesellschaft fragen.“
##Here's Johnny!
Berge, Schnee, Einsamkeit, Hotel, Flur, Musterteppich, Dreirad, Tür, Axt, Visage. Stephen Kings Gruselbuch „Shining“, von Stanley Kubrick zum Gruselfilm „The Shining“ verarbeitet, spielt im Hotel „The Stanley“ im Estes Park in Colorado. Das legendäre Zimmer 217 ist auf Monate ausgebucht, King-Fans und -Epigonen zieht der Ort magisch an. Und anscheinend spukt´s hier echt: Gelächter und Geräusche sollen zu hören sein, das Licht gehe an und aus, haben Hotelgäste berichtet. Die Haushälterin Elizabeth Wilson soll weiterhin Gästekleidung falten und ihre Koffer packen, wenngleich sie sich 1911 bei einer Gasexplosion in diesem Zimmer selbst in die Luft gejagt hat. Die besondere „Energie“ des Hauses soll von der hohen Granitkonzentration der Rockies ringsum herrühren. Zimmer gibt es ab 140 Dollar.
“We keep getting positive comment cards about the old man in the bowler hat who works the front door,” says Ciani. “We don’t have an old man in a bowler hat who works the front door."
##Faraday Future
Vor wenigen Wochen kursierte plötzlich das Gerücht, Apple habe für die unbeobachtete Entwicklung des eigenen, ersten Autos eine Art „Briefkastenfirma“ installiert: Faraday Future. Das Unternehmen mit bereits mehr als 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt sich – Apple-like – verschwiegen, hat keinen ausgewiesenen CEO, dafür jede Menge Führungskräfte von Tesla und anderen Autoherstellern. Auch wo das Kapital herkommt, will Faraday nicht verraten, gibt jedoch gleichzeitig zu Protokoll, dass man für über 1 Milliarde US-Dollar eine Fabrik bauen will. Und: Das erste Auto soll bereits bald fertig sein und auf der CES im Januar erstmals der Öffentlichkeit gezeigt werden. Wer steckt hinter Faraday? Wirklich Apple? Macht das Sinn? Eine Firma zu gründen, die Elektroautos baut und vermarktet, um hinter diesem Schutzschild dann das autonome Apple-Auto zu bauen? Tamara Warren ist nach Kalifornien gefahren und hat sich bei Faraday umgeschaut. Der Ansatz von Faraday ist derart disruptiv, dass selbst Elon Musk von Tesla angst und bange werden muss. Denn Faraday will keine Autos verkaufen. Jedenfalls nicht vornehmlich. Und dass Apple hinter Faraday steckt, gilt mittlerweile als unwahrscheinlich. Das Geld kommt aus China, von einem der größten Internet-Konzerne des Landes.
„We’re creating an environment that’s even more creative, even more innovative for people.“