Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Wie Soziale Medien Faschismus fördern
Die Frage ist heute mehr als legitim: Inwiefern beeinflussen Social Media das Aufblühen der weltweiten Rechten und Faschisten? Egal ob in Polen, USA, Brasilien oder auch in Deutschland. Denn mittlerweile stellt man fest, dass Facebook und Co. dem Neofaschismus nicht nur eine Plattform geben. Rechtsextreme Politik und Populismus wird im Vergleich zu demokratischen Bewegungen offenbar sogar bevorteilt behandelt. Zu dem Ergebnis kommt in einer aktuellen Studie auch der Politikwissenschaftler Ronald Deibert von der Uni Toronto. Wie das funktioniert und was das genau mit den Strukturen von Sozialen Medien zu tun hat, erklärt Zack Beauchamp für Vox. Wird es Zeit, über eine Mitschuld von Sozialen Medien an dem heutigen weltpolitischen Klima zu diskutieren?
„But it’s possible we need to go even further than Deibert and the studies he cites. It’s not just that social media is happening to help spread authoritarian behavior as a matter of chance or circumstance. Rather, it’s that the platforms by their very nature give anti-democratic politicians a leg up over their opponents.“
Stimme verloren
Anne Fenn hatte eigentlich eine aussichtsreiche Karriere als Comedy- und Buchautorin in Planung. Irgendwann lief es dann nicht so gut, so wie es viele Kreativen ergeht. Erst verlor Fenn ihren Job, dann ihr Selbstbewusstsein, schließlich verlor sie ihre Stimme und konnte nicht mehr sprechen. Ein ganzes Jahr lang wollte kein Wort ihren Mund verlassen. In ihrer Geschichte beschreibt Fenn, wie es dazu kam und wie sie am Ende zu ihrer Stimme zurückfand. Und dass neben Medizin auch viele andere Faktoren dabei eine wesentliche Rolle spielten.
„My voice has always been a blessing and a curse. When I was a child, I had a high speaking voice that my elementary-school teacher detested. In retrospect, I think it was me she hated. She would roll her eyes whenever I put up my hand, as if to say, Not you again. I kept trying to make her like me. But the more I tried to impress her, the more I spoke. And the more I spoke, the more insufferable she seemed to find me. By the end of the school year, the teacher’s public ridicule of my “squeaky little voice” had planted the seeds of self-loathing deep in my throat.“
Bestatter Biben
Björn Biben ist Bestatter beim BGI, dem Großhamburger Bestattungsinstitut. Für die Zeit durfte Moritz Herrmann ihn in seinem Arbeitsalltag begleiten, ihm Fragen stellen: über das Handwerk und wie man dazu kommt, über Markt und Wettbewerb in der Branche, über den Kunden als König, über Rituale und besondere Momente. Und Biben hat erzählt. Entstanden ist eine sehr nahe, einfühlsame und in jedem Fall lesenswerte Reportage über den nicht gerade alltäglichen Beruf.
„Gestorben wird wie je, bestattet nicht mehr. Immer weniger lassen sich in die Erde legen, Urnen boomen, und neue Trends ergänzen das alte Angebot. Weniger Trauerfeiern, weniger kirchliche Feiern, die Kosten für die Grabpflege schrecken viele ab. Oft wollen sich die Sterbenden Verwandten und Freunden nicht aufbürden. Vielleicht ist seine Aufgabe noch wichtiger geworden, sagt Biben.“
Das Leben der anderen Anderen
Im März erscheint ein neues Buch von Christoph Hein. Kein Roman dieses Mal, vielmehr „Anekdoten aus dem letzten deutsch-deutschen Kriege“, also Texte zum Thema BRD/DDR. Einen süffisanten Ausblick bietet der Vorabdruck in der SZ, in dem der Schriftsteller erzählt, wie ihn Anfang der Nuller-Jahre der damals noch unbekannte Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck aufsuchte, zu seinem Leben als Dramaturg in der DDR befragte und auf Basis dieses Gesprächs dann die Figur des Georg Dreyman im Film „Das Leben der Anderen“ entwickelte. Bei der Premiere des Films war Hein entsetzt und forderte den Regisseur auf, die Danksagung im Vorspann zu streichen. Darüber war wiederum Donnersmarck entsetzt und erzählt seitdem, die Vita von Wolf Biermann habe Pate gestanden. Heins kurzer und doch dichter und detailreicher Text ist kein Beispiel für Beef zwischen zwei Künstlern, sondern vielmehr der Beweis dafür, dass Biographien Respekt verdienen und nicht im Dienste der Leinwand aufgeblasen werden dürfen.
„Im Kino sitzend hatte ich erstaunt auf mein Leben geschaut. So war es zwar nicht gewesen, aber so war es viel effektvoller.“
Warum ich meinen Namen aus "Das Leben der Anderen" löschen ließ