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Humor
An der Universität Zürich leitet Professor Willibald Ruch den Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik. Seit über vier Jahrzehnten forscht er zum Thema Humor. Für den fluter sprach er mit Sara Geisler. Wie wirkt sich die Pandemie auf den Humor aus? Wird die Gesellschaft witziger? Und lachen Konservative über andere Witze?
„Eine Theorie besagt, dass „psychologisch Konservative“ Reize vermeiden, die neu und komplex sind, und Redundanz, also das Vertraute und Einfache, bevorzugen. Diese Personen mögen Witze, die nach einer einfachen Schablone funktionieren. Wir nennen sie Inkongruenz-Lösungs-Witze, weil es immer eine Auflösung gibt. […] eine Blondine, weil sie dumm ist. Ein Schotte, weil er geizig ist. Menschen, die diese Witze mögen […], plädieren als Laienrichter für mehr und auch für höhere Strafen. Sie zeigen häufiger eine Law-and-Order-Mentalität: Wenn jemand etwas anstellt, dann muss das sanktioniert werden.“
White House Staff
„Lifers“ werden sie genannt. Die Mitarbeiter*innen im Weißen Haus, die bereits für mehrere Präsidenten gearbeitet haben. Im New Yorker schreibt Susannah Jacob, die selbst als Redenschreiberin unter Obama im Weißen Haus ein und aus ging, über die Arbeit im Dienst der Präsidenten-Familie. Ein detaillierter Einblick samt aktueller wie historischer Perspektive.
Traditionally, Inauguration Day at the White House flows as a series of fixed events orchestrated by the lifers: tea in the Blue Room, move out, move in, and, at night, a party for hundreds of people. “They go out the door and hours later, when a new family walks in, we’re totally devoted,” Shanks said. “We’ve made that split of having served and now serving.”
KI mit KI
Der Nobelpreisträger für Literatur Kazuo Ishiguro hat einen neuen Roman geschrieben. „Klara and the Sun“ erscheint kommende Woche in UK, Mitte März dann in Deutschland („Klara und die Sonne“). Es geht um KI, um Haushaltsroboter und die Auswirkungen auf uns Menschen. Ishiguro reiht sich mit dieser Themenwahl in eine immer länger werdende Reihe nicht mehr junger Autorinnen und Autoren ein, die sich diesem Thema widmen – meistens argwöhnisch und mahnend. Ob das Buch gelungen ist? Abwarten. Im Guardian steht er Rede und Antwort. Dabei fällt auf, dass wir eigentlich viel zu wenig über den Romancier wissen, der so viele einflussreiche und bis heute nachhallende Werke veröffentlicht hat. Und die KI? Sieht auch der Brite kritisch. Was das Feature nicht weniger sympathisch und erhellend macht.
“There was this question – it always sounds very pompous – about the human soul: do we actually have one or not?”
Verfahren auf Sicht
Die Merkel'sche Art zu regieren – auf Sicht, abwartend, reagierend statt agierend – und auch die Tragik der deutschen Digitalisierung hat Sascha Lobo in seiner Spiegel-Kolumne schon viele Male ins Visier genommen. Dieses Mal bringt er eine Fundamentalkritik. Denn das Brennglas Corona bringt den organisatorischen Flickenteppich Deutschland nun endgültig zum Lodern: Die Visionslosigkeit von 16 Jahren Merkelregierung verdichtet sich in der Art und Weise, wie mit der Pandemie umgegangen wird – nämlich ebenso ohne Blick über den Tellerrand. Zu wenig Impfstoff und zugleich Impfstoff, der unverimpft bleibt sowie fehlende Daten, um Menschen Impfangebote machen zu können – was wiederum ein Resultat mangelnder Digitalisierung ist. Hier schließt sich ein fataler Kreis.
Mit am lustigsten und traurigsten zugleich beim Pandemieversagen Deutschlands ist, dass bei der Einladung eines Teils der Impfgruppe 1 – vor allem Menschen über 80 Jahre – in Niedersachsen zwar die Adressdaten vorlagen. Nicht aber die Geburtsdaten. Deshalb hat die Deutsche Post, Dienstleister für die Aussendung der Impfeinladungen, das jeweilige Alter der Personen geraten – anhand des Vornamens.