Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Stadia
In der zurückliegenden Woche hat man bei Google „Stadia“ angekündigt, einen Cloud-basierten Gaming-Service. Die Idee ist nicht neu, nur an der Umsetzung haperte es bislang. Denn das Konzept ist ambitioniert. Das Spiel wird in Rechenzentren gehostet und an Endgeräte gestreamt, die kaum mehr sind, als ein Screen. Im Idealfall braucht man zu Hause also keine Konsole mehr und kann auch grafikintensive Spiele auf einem in die Jahre gekommenen Handy zocken. Noch in diesem Jahr soll der Service starten, auch in Deutschland. Google setzt dabei auf auf die eigenen Rechenzentren, den Chrome-Browser und: YouTube. Das Video-Portal spielt eine ganz entscheidende Rolle. 200 Millionen User schauen sich dort nämlich schon Gaming an – jeden Tag. Und die sollen zukünftig eingebunden werden und aktiv mitspielen. Denn Gamer, die auf YouTube aktiv sind und streamen, sollen zukünftig Zuschauer*innen mit nur einem Klick einladen können, mit oder gegen sie zu zocken. Über den Service selbst ist im Moment noch wenig bekannt, weder die Preise noch die verfügbaren Spiele. Aber das ist Vlad Sarov egal. Der Reporter von The Verge macht sich ganz andere Gedanken. Für ihn ist das Projekt vor allem ein Mechanismus, um YouTube zu pushen und im lukrativen Gaming-Bereich keine Pfründe an die Mitbewerber wie Twitch zu verlieren. Es geht also mal wieder ums Geld. Eine kluge Analyse.
„The future of cloud gaming is approaching, and instead of trying to play nice with its leaders, Google is choosing to become a leader itself. Because the YouTube moneymaking beast must be fed.“
Trumps Buddy-Bank in Frankfurt
Was haben Donald Trump und die Deutsche Bank miteinander zu tun? Eine Menge. In Zahlen: zwei Milliarden Dollar. So viel Geld hat das Geldinstitut dem Hotelier, Casino- und Golfplatzbetreiber überlassen, bevor er Präsident wurde. Unter anderem flog Trump Mitarbeiter der Bank in seinem Jet zu Bauprojekten ein. Die letzten Verhandlungen für eine Projektfinanzierung zwischen den beiden Parteien fanden 2016 statt, da war Trump längst mitten im Wahlkampf. Nach der Wahl beeilte man sich in den Bankiersetagen des Hauses, den Namen Trump nicht mehr zu benutzen. Doch nun, wo umfangreiche Ermittlungen gegen den Präsidenten laufen, werden möglicherweise auch aktive und ehemalige Mitarbeiter des Hauses aussagen müssen. Zum Beispiel Ms. Vrablic, die enge wirtschaftliche Beziehungen zu Trump und seinem Schwiegersohn Jared Kushner hat.
„A report prepared by the board’s integrity committee concluded that executives in the private-banking division were so determined to win business from big-name clients that they had ignored Mr. Trump’s reputation for demagogy and defaults, according to a person who read the report.“
A Mar-a-Lago Weekend and an Act of God: Trump’s History With Deutsche Bank
Gefangen in Goa
Stefan und Fabian sind zwei junge Männer aus Baden-Württemberg, die 2017 eine Weltreise angetreten haben. Ein Zwischenstopp war Goa, das weltbekannte Hippie-Exil, und eines Nachts wurden die beiden von der Polizei gefilzt und es wurde dabei eine Flasche mit vermeintlichem LSD gefunden. 64 Gramm wollen die Polizisten bei der Razzia entdeckt haben, was aber laut Aussage der beiden nie sicher belegt werden konnte. Eine beträchtliche Menge, reichen 64 Gramm doch für etwa 80.000 Trips. Stefan und Fabian beteuern ihre Unschuld. Bei einer Verurteilung drohen ihnen aber bis zu 20 Jahre Haft. Die Journalistin Natalie Mayroth, die auch für Das Filter bereits aus China berichtete, traf die beiden vor Ort.
„Da sich die Beamten bei der Razzia zunächst nicht ausweisen, wissen die beiden nicht, wer vor ihnen steht. Sie glauben, überfallen zu werden. Erst als sie das Polizeiauto vor ihrer Türe sehen, verstehen sie, was los ist. Die Polizei ist sich laut den Erzählungen der beiden Deutschen sofort sicher: Bei der Flüssigkeit, die sie in den Räumen findet, handelt es sich um LSD. Und das, obwohl sie die Substanz vor Ort keinem Schnelltest unterzieht. Das belegen Gerichtsunterlagen. Dennoch sagt die Polizei später in einem öffentlich verbreiteten Statement, die beiden seien auf 'frischer Tat ertappt' worden.“
Wie die Weltreise zweier Deutscher in einem indischen Gefängnis endete
Beim arabischen Frisör Delal
„Delal“ bedeutet Schönheit. Und Delal ist der Name eines arabischen Frisörs im Zentrum Erfurts. Die Hauptstadt Thüringens ist kein leichtes Pflaster für Menschen mit Migrationshintergrund. Im Oktober ist Landtagswahl, aktuellen Umfragen nach könnte die AfD auf 22 Prozent kommen. Seit 2017 werden bei Delal Haare geschnitten, Bärte gestutzt, Augenbrauen gezupft und Nasenhaare gewachst. Und: Hier ist Integration und kultureller Austausch eine lebendige Realität. Eva Corino hat für das ZEITMagazin eine tolle Reportage geschrieben, die zudem auch noch wunderbar bebildert ist.
„Gegen 14 Uhr beginnt die tägliche Hochsaison. Bis zum Abend schneiden die Friseure im Akkord. "Wie diese Männer sich bewegen, das ist fast wie ein Tanz", sagt Silvia, eine Berufsschullehrerin aus Suhl.“