Leseliste 19. März 2017 – andere Medien, andere ThemenCIA-Brettspiele, Tote Queen, Öffentlich-Rechtliche in den USA und Frankreich

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photo credit: RCB time travel via photopin (license)

Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

CIA-Brettspiele LL19032017

Foto: Sam Machkovech

CIA-Brettspiele

Mittlerweile ist es quasi Usus, dass amerikanische Soldaten an eigens für den Zweck programmierten Ego-Shootern für den Einsatz trainieren. Computerspielen für den Krieg, klingt auf dem ersten Blick absurd, macht wohl aber Sinn. Computerspiele trainieren Reflexe, Reaktionsvermögen, analytisches Denken und Teamgeist. Aber wie sieht es eigentlich mit Brettspielen aus? Man sagt ja, dass der Gesellschaftsspielabend vor einer Renaissance stünde und nun kommt auch noch heraus, dass der amerikanische Geheimdienst CIA eigene Brettspiele entwickelt, um die eigenen Mitarbeiter zu trainieren. Macht Siedler spielen einen besseren Agenten? Offenbar. Im Rahmen der SXSF in Austin konnte der Journalist Sam Machkovech für Ars Technica sich drei dieser Spiele genauer anschauen. Schade, dass sie nicht im Handel erhältlich sind. „Kingpin: The Hunt for El Chapo“ klingt nach einem hoch interessaten Brettspiel.

„The other board game at the event, which I didn't get to test thanks to that unfortunate fire alarm, has a far cooler name: Kingpin: The Hunt for El Chapo. This one was co-developed by CIA Intelligence Educator Volko Ruhnke, who happens to have designed his fair share of publicly available board games, as well. "I have two Golden Geeks," he brags. Kingpin, which was made in collaboration with the Defense Intelligence Agency, is used "to train analysts who might work with law enforcement and other partners around world to find a well-armed, well-defended, well-protected bad guy," Ruhnke says. "It's a game about finding a fugitive from justice who, if not found sooner than later, will likely do harm to innocent people and harm US interests."“

The CIA uses board games to train officers—and I got to play them

Projektplan: Royal Death

Es scheint fast unmöglich und ist dennoch unvermeidlich: Die britische Queen wird sterben und ewig wird es nicht mehr dauern. Was dann passiert steht bereits fest. Jegliche Abläufe sind minutiös geplant. Je nach Ort der zeitlichen Segnung greifen unterschiedliche Varianten. Wer wann benachrichtigt wird, was die Radio- und TV-Moderatoren in den Stunden nach dem Tod der Queen von sich geben – rein gar nichts erfolgt spontan. Nachdem man dieses aufwendig recherchierte Stück im Guardian gelesen hat, hat man allerdings das Gefühl, getrost den Fernseher abschalten zu können, wenn es dann wirklich soweit ist.

„At the BBC, the “radio alert transmission system” (Rats), will be activated – a cold war-era alarm designed to withstand an attack on the nation’s infrastructure. Rats, which is also sometimes referred to as “royal about to snuff it”, is a near mythical part of the intricate architecture of ritual and rehearsals for the death of major royal personalities that the BBC has maintained since the 1930s.“

'London Bridge is down': the secret plan for the days after the Queen’s death

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Foto: CPB

Bildung für 1,35 US-Dollar

Der Haushaltsplan von Donald Trump bildet genau das ab, was zu befürchten war: Das Militär wird mit noch mehr Geld ausgestattet, viele andere Ministerien und Institutionen sehen sich mit drastischen Kürzungen konfrontiert. Bildung und Kultur sind zwei Bereiche, die erwartungsgemäß besonders betroffen und gefährdet sind. Auch die „Corporation for Public Broadcasting“. Seit den 1960er-Jahren werden durch die CPB Radio- und Fernsehsender gefördert, die eben keine Fox-Affiliates sind. Und genau deshalb für Trump und sein Medienverständnis nicht nur uninteressant, sondern ihm auch ein Dorn im Auge sind. Rund 1.500 Sender werden von der CPB unterstützt. Der von Steuergeldern finanzierten Organisation – Kosten rund 1,35 Dollar pro Jahr und Einwohner – sollen nach Trumps Plänen 445 Millionen Dollar gestrichen werden. Die Folgen: kaum vorstellbar. Sender in Ballungsgebieten wären von den Kürzungen zwar auch betroffen, die wahren Verlierer sind aber die kleinen Player jenseits der Großstädte. Die, die mit cleveren Podcasts ihre Sender nicht ohnehin schon finanziell schon unterstützen können. Dort, wo der Großstädter nicht begraben sein möchte, auf dem Land, dort, wo die Bevölkerung ohnehin schon finanziell schlechter gestellt ist, würde der Kultur- und Informationshahn abgedreht werden. Ein weiteres Rädchen, das den gesellschaftlichen Umbau in den USA vorantreibt.

„We’re always living on the edge in this ecosystem of public broadcasting.”

Public Broadcasters Fear ‘Collapse’ if U.S. Drops Support

Generation Le Pen

Mit seinem Roman „Das Ende von Eddy“ über das Aufwachsen eines Homosexuellen im Kontext dörflicher Repression und Gewalt wurde Édouard Louis über die Grenzen Frankreichs hinaus bekannt. Jetzt ist der junge Mann, Jahrgang 1992, eine der großen Nachwuchs-Hoffnungen der linksintellektuellen Szene des Landes – umso mehr, weil er eben nicht aus „gutem Hause“, sondern aus jener „Idiotie des Landlebens“ stammt, gezeichnet von Armut, Alkohol, Gewalt und Abwendung von den überkommenen Parteien. Seine Eltern selbst seien Le-Pen-Wähler. Schon immer, erklärt Louis in diesem lesenswerten Gespräch über eine zersplitterte Linke, Ohnmachtsgefühl der jungen Generation, Homophobie und zahlreiche Soziologen.

„Ich bin vielleicht eher eine Frau als Marine Le Pen.“

Wenn die Eltern Le Pen wählen

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