Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Klaus Theweleit
Der in Freiburg lebende Autor Klaus Theweleit hat mit dem Freitag ein umfangreiches Interview geführt, das online in einer Langfassung erschienen ist. Theweleits „Männerphanatasien“ von 1978 werden dieser Tage neu aufgelegt, auch weil sie in die heutigen Diskurse mal wieder viel relevantes Material hineinbringen können. Über Körperpanzer, rechten Hass, Gewaltabfuhr durch Fußball, und wieso Männer nicht über Frauen reden sollten.
„Generell aber kann man sagen: In unserer Kultur läuft Angstbewältigung bei Männern bevorzugt über körperliche Motorik, das heißt, über die physische Beseitigung äußerer „Hindernisse“. Männern wird angeboten, manchmal fast eindressiert: „Räum das da aus dem Weg! Nimm einen Knüppel in die Hand. Oder ‘ne Waffe. Hau um dich, such dir die passende Gruppe und agiere das aus.“
Berliner Clubs im Wandel
Berlin wandelt sich von einem historischen Unikum – geteilte und auf einmal nicht mehr geteilte Stadt – zu einer ganz normalen Metropole mit allem, was dazu gehört: Nachverdichtung, Gentrifikation, Mietsteigerung. Die Freiräume für Clubkultur verschwinden zusehends. Berlin wird spießig, gleichzeitig lebt Berlin – auch finanziell durch Tourismus – davon, unspießig zu sein. Was tun? Lärmschutzfonds für Clubs helfen gegen Geräusch, doch gegen harte Mieterhöhungen sind deren Betreiber dadurch nicht gefeit. Und wenn erst die Bagger anrücken, ist Schluss mit lustig: Vom einstigen „Technostrich“ an der Revaler Straße ist nur noch wenig übrig geblieben. Auch den Open-Airs geht es mehr und mehr an den Kragen. Jüngst wurde entschieden, dass sogar die legendäre sonntägliche Mauerpark-Karaoke auf einmal zu laut ist. Ein neues Projekt namens „Model Space“ untersucht nun Grünflächen auf Feiertauglichkeit ohne Anwohnerstörung. Berlin und seine Clubszene: Ein Katz-und-Maus-Spiel.
„Doch selbst wenn Clubbetreiber und Open-Air-Veranstalterinnen bemüht sind, sich an die immer dichter werdende Stadt anzupassen, hat das Grenzen. Irgendeinen Nachbarn, irgendein Neubauprojekt wird es immer geben. Was aber wäre, wenn sich nicht die Clubs ändern müssten, sondern einfach die Stadt, die sie umgibt?“
Jill the Ripper
Jack the Ripper gehört zu den berühmtesten Serienmördern der Geschichte. Mindestens fünf Prostituierte soll er im 1888 in London umgebracht haben. Gefasst wurde er allerdings nie und so ist auch die Identität des Mörders bis heute ungeklärt. Nur eines scheint außer Frage zu stehen: Jack the Ripper war ein Mann. Jede Statistik über Mörder und Serienmörder legt das nahe – wirklich klar ist es trotzdem nicht. Dieser Text geht der Frage nach, ob Jack the Ripper nicht auch eine Jill the Ripper gewesen sein könnte, eine Frau. Nichts genaues weiß man nicht, doch spannend ist die Spurensuche allemal, zumal:
„In the fog-filled world of the Ripper, you can’t throw a brick without clunking a conspiracy theorist on the head.“
Das neue Whatsapp
Mark Zuckerbergs Arm reicht weit, aber nicht überall hin. Whatsapp, Instagram oder Facebook Messenger im Klassenzimmer? Nur im Geheimen. Abhilfe kommt von Google und Microsoft. Denn seit im Unterricht Laptops und Tablets eine immer größere Rolle spielen, machen sich die Schülerinnen die neuen Tools zunutze. Google Docs und OneNote sind die neuen Chats. Die Dokumente, in denen man gemeinsam arbeitet und von den Lehrer\innen aufgesetzt werden, sind schnell geklont. Und schwuppdiwupp kann man sich über die Kommentar- und Chat-Funktion fast genauso gut austauschen, wie in den klassischen Messengern. Funktioniert auch prima zu Hause bei den Hausarbeiten, wenn die Eltern eigentlich ein Social-Media-Verbot verhängt haben.
„what the media thinks teens like: sexting – what teens actually like: google docs.“