Leseliste 15. Oktober 2017 – andere Medien, andere ThemenBöse Automaten, die Zukunft des Buchs, das Ende von Windows auf dem Handy und ein Essay von Kelela

Leseliste 20171015 Lead

Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.

Böse Automaten

Münzspielautomaten oder auch Slot-Maschinen sind in jeder dunklen Spielhalle in Berlin-Wedding und Neukölln zu finden, schillernder natürlich in den riesigen Casinos in Las Vegas. Und auch wenn eigentlich klar ist, dass man selten als Gewinner aus diesem Spiel rausgeht und es wenig Sinn macht, sind alleine in Deutschland schätzungsweise 438.000 Menschen spielsüchtig. Vor allem junge Männer sind davon betroffen, die sich hoch verschulden und viel von ihrem Leben wörtlich aufs Spiel setzen. Der Guardian hat zu diesem Thema eine interaktive Geschichte veröffentlicht, die aufzeigt, wie Geldspielautomaten konzipiert sind und wie mit steigendem technischen Fortschritt auch hier die Methoden immer perfider werden, um Spieler an den Automaten zu halten und süchtig zu machen. Lehrreich, spannend wie ganz schön bitter.

An unpredictable reward schedule is one of the basic mechanics in slot machines, and indeed many games. Because the time until a reward is given is uncertain, it keeps people interested in playing and therefore keeps them playing longer. Slot machine manufacturers refer to this as increasing the 'time on device'.

Hooked: how slot machines are designed to be addictive

LL-15102017-Buch

Foto: Das Filter

Die digitale Angst der Buchdrucker

Es ist Buchmesse, eine gute Gelegenheit, um sich über die Branche und deren digitale Transformation Gedanken zu machen. Denn: So richtig läuft das noch nicht. Nicht nur das iPhone feiert 2017 Zehnjähriges, sondern auch der Kindle, der E-Reader von Amazon. Doch während das Smartphone nicht nur unsere Kommunikation nachhaltig verändert und den Sprung ins Digitale einiger Branchen praktisch erzwungen hat – Musik, Streaming, Netflix – hängen die Erben Gutenbergs in einer analogen Gegenwart fest, die sich selbst im Weg steht. Sagt Rüdiger Wischenbart in einem Kommentar bei Perlentaucher und begründet und erklärt seine These mit unerwartet aktuellen Beispielen. E-Books in Deutschland haben einen Marktanteil von weniger als zehn Prozent. Damit sind der Branche alle happy, denn offensichtlich ist das Buch nicht tot. Doch darum geht und ging es nie. Im Gegenteil.

„Die mögliche digitale Revolution bei den Büchern ist auf halber Strecke stecken geblieben. Und es braucht wohl keine Verschwörungstheorie um zu sagen, dass die Gralshüter des Buchwissens darüber nicht ganz unglücklich sind.“

Die ganze und die halbe Revolution

Windows Phone - Leseliste 15102017

Foto: Microsoft

Microsoft zieht Handy-Stecker

Zum zehnten Geburtstag des iPhone verabschiedet sich Microsoft endgültig von der Idee, im Smartphone-Bereich auch erfolgreich mitspielen zu können. Heimlich, still und leise bestätigte ein Manager des Unternehmens auf Twitter das, was ohnehin schon als sicher galt. Der Kampf gegen Apple und Google ist verloren. Es gibt kaum Geräte, der Marktanteil ist so gut wie nicht mehr messbar. Aus Kundensicht ist es verständlich, sich gegen Microsoft zu entscheiden: Es fehlen wichtige Apps, die aus dem digitalen Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Nun zieht Microsoft final den Stecker: Es wird nicht mehr weiter entwickelt. Dabei hatte der Neustart von Windows auf dem Telefon im Jahr 2010 fulminant begonnen. Es war ein gewagter Schritt, ein radikales Umdenken im Design, das vieles von dem, was man heute als ganz normal betrachtet, erstmals auf dem Handy umsetzte. Was ist hier los? Was ging schief? Vlad Sarov lässt die Geschichte des Betriebssystem Revue passieren.

„Microsoft was never really sure if it wanted to beat the iPhone, Android or both.“

Windows Phone was a glorious failure

Kelela Dicko Chan Leseliste 20171015

Foto: Dicko Chan

Kelela: schwarz, queer, sichtbar

Kelela hat nicht nur gerade ein grandioses Album veröffentlicht, sondern für den Resident Advisor mal aufgeschrieben, wie es sich anfühlt, als schwarze, queere Frau sichtbar zu sein, im Musik- und Showbusiness. Dabei stehen nicht nur persönliche Begegnungen und unmittelbare Erfahrungen im Vordergrund. Es geht auch im die Tatsache, Teil einer Maschinerie zu sein, in der Feminismus, Antirassismus – Gleichberechtigung –, und auf Kelela selbst bezogen die Hautfarbe, vermarktet werden. Hip sein geht nur progressiv. Ein vielschichtiger und persönlicher Essay, der nicht nur anklagt, sondern auch die schwierige, eigene Position der Sängerin verdeutlicht.

„I would say my generation—my peers and I—are actually not interested in just being included. I think that did it for a lot of our elders. Now the question is: how do I want you to include me? What are the ways that it needs to be in order for me to feel safe? Now we have a qualitative sort of way of understanding what's happening, rather than a purely quantitative, did-you-get-the-person-or-not approach.“

Opinion: Being a visible black woman in the music industry

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Kaitlyn Aurelia Smith, Alex Christensen & The Berlin Orchestra und Red Axes

SchalldämpferReview: Der neue Kopfhörer Studio 3 Wireless von Beats By Dre