Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
All Cops …
Ein ehemaliger Polizist aus Kalifornien hat sich in einem persönlichen, kritischen und zugleich sehr lesenswerten Essay die Seele vom Leib geschrieben. Jahrelang lernte und praktizierte er die Prinzipien der amerikanischen Polizei, Korpsgeist und den teils zynischen Umgang mit Menschenleben. Der Autor, der anonymisiert unter dem Pseudonym Officer A. Cab auftritt, beschreibt, dass und wieso in der Tat alle Polizisten „Bastarde“ sind, wo er die systemischen Fehler sieht und wieso es tiefgreifende Änderungen braucht, um diese Missstände wieder gerade zu rücken.
If you’re tempted to feel sympathy for me, don’t. I used to happily hassle the homeless under other circumstances. I researched obscure penal codes so I could arrest people in homeless encampments for lesser known crimes like “remaining too close to railroad property” (369i of the California Penal Code). I used to call it “planting warrant seeds” since I knew they wouldn’t make their court dates and we could arrest them again and again for warrant violations.
We used to have informal contests for who could cite or arrest someone for the weirdest law. DUI on a bicycle, non-regulation number of brooms on your tow truck (27700(a)(1) of the California Vehicle Code)… shit like that. For me, police work was a logic puzzle for arresting people, regardless of their actual threat to the community. As ashamed as I am to admit it, it needs to be said: stripping people of their freedom felt like a game to me for many years.
Rassismus bei Native Instruments
Native Instruments steht unter Druck. Das Unternehmen hat sich als Unterstützer der von Antirassismus und Black Lives Matter kundgetan, woraufhin sich zahlreiche (ehemalige) Mitarbeiterinnen zu Wort gemeldet haben, demnach es durchaus direkten wie strukturellen Rassismus im Unternehmen gebe. Zwar hat sich CEO Daniel Haver bereits zu Wort gemeldet, eine Reaktion auf die doch recht konkreten Anschuldigungen ist bislang aber ausgeblieben. Auch mehrere Künstler und Unterstützer von NI haben sich bereits zu Wort gemeldet. Mixmag fasst die Geschichte zusammen und liefert die Links zu den Statements in den sozialen Netzwerken.
Soraya Brouwer responded to Daniel Haver, saying: “This here does not do enough, unfortunately, and we need to see specific commitments to ensure that other BIPOC employees will not endure the same in the future.”
Rechtsradikale Musik auf Soundcloud
Eine Erinnerung daran, dass toxische Inhalte nicht nur auf Twitter, Facebook oder YouTube lauern.Der Journalist Sammy Khamis hat für den Deutschlandfunk Kultur zum Thema Soundcloud recherchiert – und rechtsradikaler Musik, die dort gestreamt und von dem Unternehmen nicht proaktiv gelöscht wird. Die Plattform ist laut Khamis voll mit rechten, rechtsextremen, volksverhetzenden und indizierten Musikstücken. Eine Anfrage von Khamis wurde bei Soundcloud nicht beantwortet. Lediglich ein dezidierter Hinweis auf einen Track führte zur Löschung sowohl des Stücks als auch des Accounts – andere Songs blieben online. Soundcloud verlässt sich beim Aufspüren illegaler Inhalte auf die Community. Dabei setzt das Unternehmen ja bereits KI und Filter ein, um Content während des Uploads zu scannen – für den rechten Rand gilt das jedoch offenbar nicht. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung ist entsetzt – passiert ist leider aber bislang noch nichts.
Es gibt eine relativ spannende Sache, die in der Recherche noch aufgefallen ist, und zwar eine Art rechtsextreme Subkultur, die auf der Plattform existiert und die sehr stark in Codes spricht. Das ist vor allem diese amerikanische Alt-Right-Bewegung. Wenn man sich deren Songs anhört, sind es häufig Cover, die Wörter benutzen wie "oven", also Ofen, und das als Code verwenden für den Holocaust. Das ist nicht wirklich subtil, aber das ist deren Sprache.
Militärszenario: Generation Z rebelliert
Gegen die Klimakatastrophe, die Trump-Regierung, die Waffengesetze, den Rassismus: Die US-Jugend protestiert. Was, wenn sie zu rebellieren beginnt? Das Pentagon will darauf vorbereitet sein und hat, ja, ein Wargame im Stile des Kalten Kriegs entwickelt, welches das Militär für den Fall eines Binnenkonflikts fit machen soll. Das Planspiel „2018 Joint Land, Air and Sea Strategic Special Program“, kurz JLASS, inkludiert ein Szenario, in dem Mitglieder der Generation Z (1995 bis 2010 geboren) um 2028 eine „Zbellion“ anzetteln, angetrieben von Missstimmung und Unzufriedenheit. Der Grund dafür liege darin, so The Intercept, dass diese Generation mit dem 11. September ein traumatisches Kindheitserlebnis habe (zumindest die Älteren der Kohorte), dann die Rezession und nun in der Spaltung des Landes heranwachse. Das Aufbegehren gegen die Altvorderen findet dem Szenario zufolge vor allem im Web statt, zum Beispiel durch private „Besteuerung“ in Robin-Hood-Manier.
In the world of JLASS 2018, Gen Z’s most militant members have essentially taken to privately taxing large corporations and other institutions to combat income inequality or, as the war gamers put it, using the “cyber world to spread a call for anarchy.”
Pentagon War Game includes Scenario for Military Response to Domestic Gen Z Rebellion