Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.
Sprudelwasserblase
Eigentlich ist es ja nicht unbedingt schlecht, wenn Leute im Restaurant sich zugunsten des Wassers entscheiden – und keine Cola bestellen, oder? Wer sich heute im Supermarkt anschaut, findet allerdings genügend Wassersorten, die auch jeden Softdrinkgeschmack befriedigen dürften. Hierzulande wird das Regal dabei noch von den kohlensäurefreien Varianten dominiert, aber in den USA sieht das bereits anders aus. Dort ist in den letzten Jahren der Markt fürs Sprudelwasser mit Geschmack explodiert. Unzählige neue Marken konkurrieren mit neuen Produkten der großen Brands, ausgestattet mit Abermillionen Dollar Venture Capital. Doch letztlich wird auch in dieser Analyse in in der New York Times klar: Am Ende ist es doch nur Wasser.
„Since its founding in 2010, Spindrift has raised more than $40 million from venture capitalists. It projects sales of $100 million over the next 12 months, up from $33 million in 2017.“
Flughafen-Hölle
Da es in Berlin noch immer keinen BER gibt, arbeiten Tegel und Schönefeld weit über den Kapazitäten. Der Flugverkehr steigt, 2018 sind 22 Mio. Menschen über TXL geflogen. André Fernitz arbeitet seit dem letzten Jahrhundert beim Bodenpersonal des Berliner Flughafens. Für den Tagesspiegel erzählt er von seinem Arbeitsalltag und wie chaotisch die Zustände da heute wirklich sind.
„Ich arbeite seit 30 Jahren in Tegel, fahre Enteiser, schiebe Flieger aus der Parkposition auf den Rollweg, verlade Gepäck. Natürlich war auch früher nicht alles rosa hier, die Sommer waren immer heftig. Aber was die letzten Jahre abgelaufen ist, stimmt absolut traurig. Das hat nix mehr mit Flugbetrieb zu tun. Alles wird ständig weiter in Richtung Flixbus gedrückt. Ran, raus, weg … Und es kommen immer mehr Flieger. Tegel war für zwölf Millionen Passagiere ausgelegt, jetzt haben wir 22 Millionen. Wahnsinn! Wo früher Parkplätze, Büros und Freiflächen waren, stehen nun Terminals.“
Amazon-Nomaden
Den Großteil aller Produkte auf Amazon verkauft nicht der Online-Händler selbst, sondern gehen auf dem Amazon Marketplace über den virtuellen Tresen. Die Anbieter können Unternehmen sein, die einfach einen weiteren Vertriebskanal suchen, oder aber Privatleute, die versuchen, mit diesem Geschäft über die Runden zu kommen. Dafür fahren sie kreuz und quer durch die USA und shoppen den ganzen Tag. Denn was bei Walmart im Ausverkauf ist oder bei Geschäftsauflösungen mit großem Rabatt verscherbelt wird, ist online mitunter Gold wert. So kaufen die Frauen und Männer limitierte Oreos, Computer-Spiele, DVDs, absurdes Spielzeug oder Katzenfutter, das nicht mehr hergestellt wird, campen auf den Parkplätzen, verpacken alles und schicken es in Richtung Amazon-Logistikzentrum. Dabei gehen sie vor allem im US-amerikanischen Hinterland auf die Jagd nach den Dingen, die in den großen Ballungszentren gefragt sind. Wirklich schlecht geht es diesen Menschen nicht. Und doch macht das konstante „On The Road“ etwas mit ihnen. Josh Dzieza hat einige dieser Amazon-Nomaden für The Verge begleitet.
„Discontinued cat food is a big seller, which he didn’t understand until his mom’s cat grew old and senile and refused to eat any of the new flavors. He once saw a post from a parent whose son was autistic and drank from the same plastic cup every day for 20 years. The cup eventually disintegrated, and he didn’t want to drink from any other vessel.“
Das Zero-Waste-Genderproblem
Zero Waste ist ja gerade ein großes und wichtiges Thema: Der individuelle und teils auch kollektive Versuch, Abfälle asymptotisch an die Null zu bringen, zeitigt viele spannende Ergebnisse. Allerdings: Es ist – Ausnahmen bestätigen die Regel – eine ziemlich weibliche Angelegenheit. Der Gradmesser Instagram zeigt: Die deutliche Mehrzahl der Tags à la #zerowaste wird von Nutzerinnen verfasst, Männer, so scheint es, tun sich noch etwas schwer mit der Thematik. Ein Grund, so vermutet dieser spannende Text: Männer tragen abgesehen vom Portemonnaie und Schlüsseln ungerne weitere Dinge mit sich herum, wie beispielsweise einen wiederverwendbaren Becher oder andere Behältnisse, in die sie Lebensmittel etc. einpacken könnten. Außerdem erledigen sie schlicht und ergreifend deutlich weniger Haushaltsarbeit und kommen deswegen – scheinbar – weniger mit der Thematik in Berührung. Und dann gibt es da noch ein paar weitere, subtilere, psychologische Gründe.
„Last [weekend] during lunch my husband asked me to hand him a paper towel for his greasy hands. I gave him a fabric napkin that I had made from an old T-shirt. He told me it was too wasteful to use fabric instead of paper, but I told him that I have to do the laundry anyway and one napkin doesn’t make a difference. Well, he was too lazy to get up and get a paper towel, so he took the fabric napkin. Well, baby steps.“