Leseliste 13. Januar 2019 – andere Medien, andere ThemenDie Autorin Sally Rooney, Viktor Orbán, Luxemburgismus und der große Smart-Home-Schwindel

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

sally rooney leseliste cover

„The first great millennial novelist“ Sally Rooney

Sally Rooneys Debütroman „Conversations with Friends“ (2017) und das folgende Werk „Normal People“ (2018) sind – kurz gesagt – Geschichten über komplizierte, amouröse Beziehungsgeflechte im Spätkapitalismus, und diese beiden Bücher sind unheimlich erfolgreich. Die 27-jährige, irische Autorin wurde im Feuilleton oft als „Salinger der Snapchat-Generation“ bezeichnet, doch dass sowas eher kurz gefasste, griffige Marketingslogans sind, zeigt das ausführliche Porträt von Lauren Collins im The New Yorker. Sie besucht Rooney in Dublin, beleuchtet ihre politische Haltung (sie ist überzeugte Marxistin), ihre irische Herkunft und ihren Arbeitsprozess, und sie gibt anhand vieler Zitate Einblick in ihr gerühmtes Schreiben.

„Now she had a question for me. She asked it politely but seriously. Why did I think that a profile of her was worth writing? If this were a debate, the motion might have been: This house, while honored, fundamentally believes that we are wasting our time.“

Sally Rooney gets in your head

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Viktor Orbán

Ungarn befindet sich seit der Regentschaft von Viktor Orbán in einem ständigen Rechtsdrift. Und auch wenn das Land wirtschaftlich in Europa vielleicht nicht die erste Geige spielt, für die Zukunft der EU könnte die Politik von Orbán entscheidend sein. Der ungarische Staatschef hat nämlich eine Vision für den Kontinent, eine ziemlich rechte wohlgemerkt. Und in Polen, Österreich und Italien finden sich mittlerweile Partner, die diesen Umschwung durchaus mitgestalten wollen. Für The New Yorker berichtet die Autorin Elisabeth Zerofsky aus dem traditionsreichen Land. Ein umfangreiches Portrait eines Politikers, das man bei allen Bauchschmerzen dennoch lesen sollte.

„In May, Europe will elect a new parliament. Merkel has stepped down as the leader of her party, and a shakeup is expected—an enlargement of the nationalist bloc, or a realignment of centrists behind Emmanuel Macron, the President of France. Either way, Orbán expects to increase his power. Bannon told me that he didn’t anticipate any more Brexits. “I haven’t heard one of the people we’re dealing with ever say that they want to leave the E.U.,” he said. Europeans want a different E.U. Bannon has been visiting Budapest and plans to work with Orbán, whom he has called “Trump before Trump.”

Viktor Orbán’s Far-Right Vision for Europe

luxemburg

Bundesarchiv, Bild 183-14077-006 / Unknown author / CC-BY-SA CC BY-SA 3.0 de

Luxemburgismus 2019

Am 15. Januar 1919 wurde Rosa Luxemburg in Berlin ermordet, ebenso Karl Liebknecht. Die Kommunistische Partei Deutschlands hatten sie soeben erst gegründet, zuvor waren sie Sozialdemokraten gewesen. Was würde die Denkerin und Kämpferin der heutigen europäischen und internationalen Linken, vor dem Hintergrund des weltweiten Rechtspopulismus und des globalen Neoliberalismus sagen? Anlässlich des 100. Todestages macht sich dazu Janis Ehling (Die Linke) seine Gedanken. Stärkung der oppositionellen Durchsetzungsfähigkeit, den souveränen Umgang mit Rückschlägen, den Aufbau einer Gegenmacht, Selbst- und Weiterbildung, (gewaltlose) Kampfbereitschaft und eine genaue Analyse des Kapitalismus leitet er aus dem Luxemburgismus für das Handeln im Jahr 2019 ab.

Für Luxemburg war jede Beschränkung auf kurzfristige Ziele oder Abwehrmaßnahmen undenkbar. Gegen die gesellschaftliche Untergangsstimmung um 1900 und den Aufstieg des Nationalismus setzte sie klare Alternativen. Gerade heute, wo sich der neoliberale Kapitalismus erschöpft, wäre für Luxemburg ein klarer Gegenentwurf zum Bestehenden elementar – auch wenn das manche kurzfristig abschrecken mag.

Kämpfen lernen. Was Luxemburg der Linken raten würde

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Foto: Ring

Bitte lächeln!

Diese Woche fand in Las Vegas die CES statt, einer der weltweit wichtigsten Fachmessen für Unterhaltungselektronik. Großes Thema: das Smart Home. Gerade in Verbindung mit den Sprachassistenzen von Google, Apple und Amazon versprechen die versensorten heimischen vier Wände nicht nur Komfort, sondern auch mehr Sicherheit – mit Kameras aller Art. Eine Recherche von The Intercept lässt dabei aufhorchen und die immer präsenten Sicherheitsbedenken dieser Technik gegenüber in den Vordergrund treten. Das Unternehmen „Ring“, seit März letzten Jahres Teil von Amazon – geschätzte Übernahmesumme 1 Milliarde US-Dollar – soll lange Zeit mit der Privatsphäre seiner Kunden alles andere als verantwortungsvoll umgegangen sein. Der Grund: Die Software, die für die Objekterkennung in den Sicherheitskameras zum Einsatz kommt, funktionierte zu schlecht. So baute man in der Ukraine ein Forschungszentrum auf, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter händisch damit beschäftigt waren, die Software anzulernen. Das Unternehmen gewährte dafür praktisch uneingeschränkten Zugang zu den aufgezeichneten Videos, die allesamt unverschlüsselt auf Servern gespeichert waren. Quellen berichten nun, was das zur Folge hatte. Das Material konnte mit nur wenigen Schritten bestimmten Kunden zugeordnet werden – auch die Firmenzentrale in den USA erhielt Zugriff. Eingangsbereich, Terrasse, Wohn-, Kinder- und Schlafzimmer: offen wie ein Scheunentor, in HD. Seit das Unternehmen zu Amazon gehört, gelten wohl neue Regeln. Wie weitreichend die implementiert wurde? Unklar.

„Even with suitably strong policies in place, the question of whether Ring owners should trust a company that ever considered the above permissible will remain an open one.“

For Owners of Amazon’s Ring Security Cameras, Strangers May Have Been Watching Too

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Hollow Comet, Hoavi und Silvent Servant

Mitgehört: Musik aus dem Filter-SchwarmHeute: Yiqing Zhang, Kindergärtner aus Shanghai