Man kann nicht alle interessanten Texte finden, die die ganze Woche über publiziert werden, geschweige denn lesen. Immer sonntags stellt die Redaktion an dieser Stelle vier bemerkenswerte Artikel vor, die über unsere Displays geflimmert sind und dabei zum Glück abgespeichert wurden.
##Philippinische Massaker
Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte gilt als ausgesprochener Hardliner und vor allem den Drogen hat er den Kampf angesagt. Nun ist in den Straßen von Manila der Krieg ausgebrochen. Denkt man bei dem Begriff Drogenkrieg an Mexiko City, Medellin oder Rio de Janeiro – in Asien scheint gerade der kompromissloseste Kampf zugange. Die Polizei hat offenbar einen Freischein, jeden umzubringen oder festzunehmen, der auch nur ansatzweise mit Drogen zu tun hat. Der Fotojournalist Daniel Berehulak war 35 Tage in den Philippinen unterwegs und konnte alleine in dieser Zeit 57 Tode dokumentieren. Für die New York Times hat er ein aufwendig gemachtes Feature produziert. Nichts für schwache Nerven, aber unbedingt lesenswert.
„I have worked in 60 countries, covered wars in Iraq and Afghanistan, and spent much of 2014 living inside West Africa’s Ebola zone, a place gripped by fear and death. What I experienced in the Philippines felt like a new level of ruthlessness: police officers’ summarily shooting anyone suspected of dealing or even using drugs, vigilantes’ taking seriously Mr. Duterte’s call to 'slaughter them all.'“
##12 Jahre Berghain
In diesen Stunden feiert das Berghain seinen zwölften Geburtstag, DJ Nobu und Black Madonna stehen gerade Backstage und wärmen sich mit Sekt fürs Back2Back auf. Und auch wenn über diesen Club schon alles geschrieben und gesagt wurde, ein Geburtstag ist immer der passende Anlass, um Revue passieren zu lassen. Wie war das damals mit noch mit Snax und Ostgut? Woraus schöpft sich der immer noch ungebrochene Mythos Berghain und wie sieht’s drinnen eigentlich aus? Mats Wurnell hat die Geschichte für Cuepoint nochmal kurz umrissen. Herzlichen Glückwunsch, Berghain.
„In 2005, Lab.oratory premiered in the space underneath Berghain. The fetish club, founded at Ostgut, was now brought back to life — this time in a larger space with more dark rooms, more toys, and more secrets.“
##Der Löwe brüllt
Frank Thelen ist Deutschlands bekanntester (vielleicht auch: der einzig bekannte) Venture-Capitalist. Unter anderem bei MyTaxi hatte er den richtigen Riecher, und er nimmt in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ regelmäßig Start-ups auseinander. Ein Typ, der ganz offensichtlich ziemlich auf das Schumpeter-Prinzip der „schöpferischen Zerstörung“ steht – wer was bewegen will, muss Branchen umkrempeln, siehe UBER, siehe Airbnb. Der deutschen Unternehmenslandschaft attestiert Thelen in dieser Hinsicht ein Totalversagen: Das Autobauerland kriegt kein Elektroauto gebacken, die Manager sind kurzsichtig, das Führungspersonal spielt lieber Chef, als visionär zu denken. Was dazu führen wird, dass man sich im Zeitalter der Digitalisierung aufs Abstellgleis bugsiert. Ein rantiges Interview über Nokia, AI-Ärzte und warum es gut ist, sein Business vor die Wand zu fahren.
„Die sitzen halt da, sind auf ihren Posten unter anderem auch deswegen gelandet, weil sie die richtigen Anzüge getragen haben, morgens immer pünktlich waren und irgendwann mal irgendein Optimierungsprojekt toll hinbekommen haben. Die haben alle den Krieg noch nicht gesehen. Aber der Krieg kommt. Und zwar in jeder einzelnen Industrie.“
##Stadium Events
Kritiker und Kenner sind sich einig: „Stadium Events“, ein Spiel für die Nintendo NES, ist kein gutes Game. War ein Flop, weil man eine spezielle Bodenmatte brauchte, um das Sportspiel zu zocken. Und doch ist die Cartridge die begehrteste überhaupt für die Konsole. Zumindest die Originalversion. Bandai hatte das Spiel auf den Markt gebracht. Bei Nintendo fand man das Konzept mit der Matte so gut, dass man es kaufte und unter anderem Namen neu veröffentlichte. Zu diesem Zeitpunkt aber waren schon rund 10.000 Cartridges in den USA im Umlauf. Was mit denen geschah, weiß nicht mal Nintendo selbst. Verschwunden. Wie von Erdboden. Bis auf wenige Kopien, für die seither Fantasiepreise gezahlt werden. Justin Heckert hat die Geschichte für ESPN aufgeschrieben. Von verrückten Sammlern, zufälligen Funden und wie eine originalverpackte Kopie einen finanziell angeschlagenen Ehepaar einen Neustart ermöglichte.
„I should've kept my big mouth shut.“