Leseliste 10. März 2019 – andere Medien, andere ThemenMartin Sonneborn, Aldi, Videogames und Klimakiller Beton

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Jede Woche liest die Redaktion das Internet leer, um sonntäglich vier Lesestücke empfehlen zu können. Artikel, die interessant, relevant oder gar beides sind – und zum Glück abgespeichert wurden.

martin sonneborn

Bild: Olaf Kosinsky / Wikipedia

Sonneborn im Interview

Seit nunmehr fünf Jahren ist Satiriker Martin Sonneborn Abgeordneter im EU-Parlament in Brüssel. Die Rheinische Post hat ihn für ein ausführliches Interview besucht. Natürlich ist das Gespräch mit satirischen Spitzen und Sonneborn’scher Komik gespickt, abseits dessen jedoch erstaunlich ernsthaft. Es geht um nicht weniger als den konservativen Zustand der Union, um entscheidende Stimmen und frustrierende Abstimmungen. Und natürlich um die Kollegen. Fast 30 Minuten lohnenswerte Lesezeit.

„Naja, wenn ich sehe, dass 310 Leute dagegen sind, Menschen, die andere vor dem Ertrinken retten, ihre Solidarität zu bekunden, dann frage ich mich, was sind das für Werte, die hier vertreten werden? Wirtschaftliche Interessen sind das erste Motiv, es läuft also etwas falsch.”

„Es gibt viele Leute, die ich nicht grüße, obwohl ich wohlerzogen bin“

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Foto: Aldi

Aldi.co.uk

Aldi in Großbritannien ist eine Erfolgsgeschichte. Dabei war der Markt 1990, als der deutsche Discounter seine erste Filiale in UK eröffnete, gut auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zugeschnitten: große Auswahl und große Margen. Die englische Bevölkerung verband das wöchentliche Einkaufen nicht nur mit dem Füllen des Kühlschranks und Vorratsraumes, sondern auch mit einer Zurschaustellung ihrer sozialen Stellung; die Jagd nach Schnäppchen stand nicht im Mittelpunkt. All das ist lange her. Heute ist Aldi nach wie vor auf Expansionskurs – auch im wohlhabenderen Süden des Landes. Xan Rice blickt im Guardian auf die Entwicklung der vergangenen knapp 30 Jahre und die disruptive Funktion Aldis, die die Platzhirsche schon längst zum Umdenken gebracht hat. In der Bevölkerung schlug die Skepsis zur Finanzkrise in den Nuller-Jahren in Akzeptanz um. Und die nächste Krise steht mit dem Brexit kurz bevor.

„Aldi’s customer profile is now classless.”

The Aldi effect: how one discount supermarket transformed the way Britain shops

Videogames

Katie Chironis ist Game-Designerin und berichtet für Polygon von ihren Einblicken und Erfahrungen mit der Videospielebranche. Denn obwohl die Spieleindustrie weltweit boomt, Blockbuster-Games mit größeren Budgets als Filme produziert werden und auch eine Menge Geld fließt, für die Leute hinter den Kulissen scheint die Arbeit in der Branche indes ein permanentes Leben mit der Angst zu sein, jederzeit auf der Straße landen zu können. Was das für so wichtige Dinge wie Familienplanung bedeutet, erläutert sie in ihrem Artikel, der zwar im Konkreten die Spieleindustrie analysiert, aber repräsentativ wohl für viele Berufszweige in der Unterhaltungs- und Kreativindustrie stehen dürfte.

„You see, Max and I are both game designers. We have our dream jobs, in theory. But neither one of us has ever worked for a company longer than three years, despite our best efforts. This means that it’s next to impossible to plan more than a year ahead. This situation isn’t unique in the world of video game development, it’s the normal state of affairs for so many of us.“

Making games for a living means being in constant fear of losing your job

Beton macht das Klima kaputt

20 Millionen Tonnen Beton braucht der neue Streckenabschnitt für den Hochgeschwindigkeitszug, 3 Millionen das neue Kraftwerk und immer noch eine allein die neue Startbahn in Heathrow. Es kommt ganz schön was zusammen an Beton im Vereinten Königreich und somit auch an CO2, das bei der Herstellung von Beton aus Zement massiv ausgestoßen wird. Die vier größten Bauprojekte im UK allein verbrauchen dabei so viel wie ganz Malawi in einem Jahr. Klimakiller Beton: Der Guardian widmet dem „concrete“ zurzeit ein Themenspecial, inklusive seiner Schäden für die Atmosphäre. Beton ist, wie das Fliegen, zu billig. Es braucht, wie das Fliegen, eine Steuer. Umweltfreundliche Substitute, die das gleiche Ergebnis hervorbringen, gibt es bereits. Doch bislang hat die Beton- und Zementlobby den Daumen drauf.

„The solution, say some economists, is to make a cement or carbon tax “revenue neutral”, with money raised from industry returned to people in the form of tax rebates to offset any rise in energy bills, or used to specifically reduce other emissions.“

Concrete Is Tipping Us Into Climate Catastrophe

Wochenend-WalkmanDiesmal mit Little Simz, Locked Groove und Helado Negro

Mitgehört: Musik aus dem Filter-SchwarmHeute: Frank Spiewack, Consultant