Einmal die Woche filtern wir das Internet nach interessanten, spannenden und kritischen Beiträgen aus Journalismus, Audio, Video und Dokumentation. Es geht vor allem um guten Inhalt.
Food-Aneignung
Die Debatte um kulturelle Aneignung hat die deutsche Foodwelt erreicht. Worum geht es? Um vornehmlich weiße, vornehmlich männliche Köche, aber auch um ganze Ketten, die sich u.a. asiatische oder mexikanische Rezepte zunutze machen – und dann so vermarkten, dass sie die Speisen mittels verfeinerter Techniken angeblich noch authentischer, noch echter zubereiten. Wobei „authentisch“ schon immer eine Betrachtung und Wertung von außen ist. Warum das ein Problem ist? Weil bei dieser profitorientierten Aneignung oft der Respekt fehlt, und vor allem, weil nichtweiße Gastronom*innen meist nicht die Ressourcen haben, selbst mit „ihrer“ Küche so zu reüssieren, wie es gefeierte weiße Starköche tun. Aida Baghernejad hat für das Berliner Stadtmagazin tip einen Beitrag dazu verfasst.
„Der Mensch, der sich etwas aneignet“, sagt Khamlao, „hat ja die Wahl, sich die Rosinen aus einer Kultur zu picken.“
Das Social-Media-Imperium Facebook stand in den vergangenen Wochen oft in der Kritik. Stundenlanger Ausfall, Leaks der ehemaligen Mitarbeiterin Frances Haugen und ein erwiesen negativer Einfluss auf junge Menschen durch Instagram sind einige dieser Themen. Branko Marcetic analysiert für Jacobin die Gemengelage und findet, dass statt Zensur öffentliche Kontrolle über solche Monopole viel wichtiger ist.
Wie bei Unternehmen, die ihre Umsätze dadurch ankurbeln, dass ihre Geräte nach ein paar Jahren kaputt gehen, ist es auch bei Facebook der Heißhunger nach Wachstum und höheren Profiten, der es zu unverantwortlichem Handeln verleitet. Da liegt es nahe, diese Anreize auszuschalten – zumal diese Plattformen langsam aber sicher den Charakter „natürlicher Monopole“ ähnlich der Eisenbahn und der Telekommunikation annehmen.
Kein Mucks
Ab und zu ist sie plötzlich da: die halbe Stunde Leerlauf, die längst überfällige Downtime im Arbeitsalltag. Kurz ausruhen, etwas anderes tun, an etwas anderes denken. Nur wie und was? Radio Bremen hat die Lösung. In der Podcast-Reihe „Kein Mucks“ werden halbstündige Krimi-Hörspiele aus dem Sender-eigenen Archiv von Radio Bremen geholt. Mal echte „Straßenfeger“, mal kreischende Komödien und Absurditäten. Natürlich muss man diese historischen Produktionen (1950er-1970er-Jahre) mit einem ebensolchen Kopfhörer hören – sonst verzweifelt man mitunter sehr bald an den verstaubten Rollenbildern. Faszinierend, spannend und kurzweilig zugleich sind diese Funde. Das ist nicht zuletzt der Moderation von Bastian Pastewka zu verdanken, der sich als unfassbar informierter Nerd entpuppt.