Einmal die Woche scannen wir im Frequenz-Filter das Internet nach interessanten, spannenden und kritischen Beiträgen aus Journalismus, Audio, Video und Dokumentation. Gute Inhalte für ein gutes Wochenende.
Jüdischer Pop?
Das Online-Magazin Forward hat Anfang des Jahres eine Liste mit den 150 besten jüdischen Popsongs veröffentlicht. Das Prinzip der Liste, heute auch Listical genannt, hat sich gerade im Internet als erfolgreiches Format entwickelt. Aber nicht immer ist das Ergebnis zielführend, wie auch Klaus Walter findet. Er fragt sich, wie und wieso diese Liste kuratiert wurde. Was überhaupt Acts wie Rolling Stones, Black Eyed Peas oder David Bowie darin verloren haben. Walter sieht am Ende eher Probleme als einen konstruktiven Beitrag darin.
Im Sinne Beebers können wir die Liste lesen als antiessenzialisische identitätspolitische Intervention – nein, das ist kein Paradox. Wenn jüdische Autor:innen, deren Vorfahren sich verstecken mussten, die ihr Jüdischsein camouflieren mussten, mit Aplomb so ziemlich alles Mögliche und Unmögliche im Pop für sich (re-)claimen, dann ist das einerseits eine identitäre Selbstermächtigung der spektakulären Art. Aber eben auch eine der spekulativen Art, denn die dreiste Jewifizierung von Jagger, Bowie & Co. verweist ja auch auf den hybriden, fluiden bis opaken Charakter von Identität.
Gas-Connection
Die Tatsache, dass Deutschland so viel Gas aus Russland bezieht, hat eine lange Vorgeschichte. Bereits in den 1970er-Jahren wurden in der BRD milliardenschwere Deals mit der damaligen Sowjetunion beschlossen, obwohl die Doktrin lautete, keine Deals mit dem kommunistischen Feind zu schließen. Manfred Kriener analysiert für die taz die Historie der Energiegeschäfte mit Russland und inwiefern sich Europa davon abhängig gemacht hat.
Gazprom wird zum verlängerten Arm, zur politischen Waffe Putins, Erpressungen und Drohungen gehören zum normalen Geschäftsgebaren. Auch wenn man in Deutschland damals kaum Notiz davon nimmt: Putin nutzt die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen gegenüber anderen Staaten mit aller Brutalität. Der Gas- und Ölhahn wird auf- und zugedreht, Preise werden glatt verdoppelt, dann wieder für moskautreue Vasallen gesenkt. Georgien, Lettland, Litauen, Polen und immer wieder die Ukraine werden massiv unter Druck gesetzt.
Aokiverse
Musik ist umsonst (nichts wert), Kunst dann „exciting“, wenn sie verknappt wird und teuer ist (NFT), den Rest regelt der Markt. Das ist – kurz und knapp zusammengefasst – die Weltsicht von Steve Aoki. Im Interview mit Nilay Patel legt er sein Business-Modell auf den Tisch – so erschütternd wie faszinierend. Mit Musik hat das alles wenig zu tun, aber das tat es bei ihm ja noch nie.