Das Texten der AnderenDie 25sten Geschichten aus drei Jahren Medium für Gegenwart
14.4.2017 • Internet – Text: Redaktion , Illustration: Susann MassuteVor drei Jahren ging Das Filter online. Unzählige Geschichten, Mixtapes, Interviews, Reportagen, Rezensionen, Illustrationen und Kolumnen sind seitdem über die Startseite und Feeds geflattert. Es könnten Tausende gewesen sein. Zum Kindergartenalter-fähigen Anlass wurden die Redakteure und Autoren gefragt, was ihre persönlichen drei Lieblingsgeschichten der letzten Jahre gewesen sind. Eigene durften natürlich nicht ausgesucht werden. Eine ultrasubjektive Top 25 – „hand-picked“ würde man heute sagen –, objektiv alphabetisch sortiert. Ein bisschen sich selbst feiern sollte ja drin sein. Der größte Dank gilt aber selbstredend Euch: liebe Leserin und lieber Leser. 감사합니다!
60 Minuten mit Luke Wood (2016)
Das streitbare Design und der unerträgliche Bass, von dem Thaddeus im Rahmen seines Treffens mit Beats-Präsident Luke Wood schreibt, machen mich nicht zum größten Fan der Marke. Ich bin Team Bose und an diesem Artikel hängengeblieben, weil ich mag, wie der Autor ganz pragmatisch versucht, den Hype um die Kopfhörer by Dr. Dre zu entschlüsseln. Über drei Milliarden Euro von Apple, das muss schließlich gute Gründe haben. Noch viel mehr mag ich aber, dass neben neuer Strategie und diesem W1-Chip auch noch Platz für ein bisschen PR-Chaos blieb.
Zum Nicht-Interview
Alexa, halt die Klappe! (2016)
Diese Rezension zum Amazon Echo steht stellvertretend für all die ausgiebigen und klugen Technik-Reviews von Thaddeus Herrmann. Off the record habe ich das schon einige Male gesagt, und ich glaube, nein: ich weiß immer noch, dass es auf der Welt keinen Autor oder Journalisten gibt, der zu einem Smartphone oder einem anderen technischen Gerät so liebevolle wie kritische und poetische Texte verfasst. Eine Art des Journalismus, die es zu selten gibt und mich daher besonders stolz macht, dass er bei Das Filter stattfinden darf.
Zur Review
Auf dem Weg: Marrakesch (2015)
Im Juni 2015 endete Fabian Zapatkas Fotokolumne Auf dem Weg, in der er den Das-Filter-Lesern Einblick in sein privates Archiv gewährte, nach insgesamt 62 Folgen. 62 tolle Fotos. 62 tolle Geschichten, die nicht nur von den porträtierten Orten und Menschen, sondern auch viel von dem Fotografen selbst erzählen. Schade, dass es vorbei ist!
Zur Kolumne
Bassdrums in Beirut (2017)
Feiern im Libanon? Das ist Hedonismus par excellence. Nach uns whatever, ein Tanz auf dem Vulkan des Ungewissen. Ji-Hun Kim hat sich die Stadt vor uns nach seinem DJ-Gig genau angesehen, mit Menschen gesprochen, die dort leben und versuchen, ein Leben zu führen, das so normal wie möglich ist. Was immer das auch genau bedeuten mag. Zwischen Hummus und Strom-Mafia, Straßenkontrollen und Panzern und die Euphorie, die auch hier einsetzt, wenn die Bassdrum droppt.
Zur Reportage
Die Kimchi-Therapie (2016)
Ji-Huns Gespräch mit Michelle Zauner von Japanese Breakfast ist für mich ein lesenswertes Beispiel für die Stärke des Formats Interview. Er interviewte sie vor einem Konzert im Musik und Frieden. Ich begleitete ihn für ein paar Fotos und verfolgte als stille Beobachterin das bewegende und persönliche Gespräch. Dies drehte sich um ihre koreanische Heimat, die Interviewte und Interviewer teilen – und Zauners Verlusterfahrung, die sie auf ihrem Debüt-Album „Psychopomp“ verarbeitet. Der Tod ihrer Mutter bewegte sie während des Gesprächs so sehr, dass ihr einige Tränen über die Wangen liefen. Ji-Hun führte das Gespräch mit so viel Fingerspitzengefühl weiter, dass ich danach noch fotografieren durfte und am Ende ein derart (für Musikerinterviews untypisches) besonderes Lesestück entstehen konnte.
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DJ Koze (2014)
In Würde altern, das gelingt mitnichten jedem Akteur der elektronischen Musik. DJ Koze macht das ja ganz gut. Vielleicht ist das bei ihm aber auch etwas anderes, denn ein bisschen strange war er ja eh schon immer. Ob das das würdevoller Altern nun leichter oder noch schwieriger macht? Keine Ahnung. Ein bisschen Glamour braucht es schon, wie er selbst sagt. Und doch bleibt der Mittvierziger – ganz so alt ist er also noch gar nicht – so gegroundet und sympathisch, dass dieses „große“ Interview mit ihm immer mal wieder gelesen wird. Wenn das Gespräch dann mit der unweigerlichen Vorstellung schließt, wie Koze vorm Rechner sitzt, Ami-Rap diggt und versucht sich in A$AP Rocky reinzuhören, kann man nur schmunzeln. Ob er wohl kürzlich auch beim Drake-Konzert war?
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Food-Basics: Was ist guter Käse? (2017)
Gute Lebensmittel sind für Das Filter genauso wichtig wie gute (alles andere). In Wien hat Jasmin Tomschi für unsere noch recht junge Food-Basics-Reihe einen Menschen getroffen, der sich voll und ganz dem Thema Käse verschrieben hat. Deep Cheese. Herausgekommen ist eine Reportage, die nicht, was man oft bei Food-Reportagen liest, „Leidenschaft! Authentizität!“ schreit, sondern dicht beschreibt, wie gute Dinge durch gute Arbeit entstehen. Zusammen mit den Bildern von Marie Jorunn Ruhsam eine der besten Geschichten über Esskultur, die ich seit längerer Zeit gelesen habe. Erfreulicherweise in unserem eigenen Medium.
Zur Geschichte
Fragmente einer Großstadt (2016)
Die Illustratorin Kristina Wedel für die Bildkolumne (nach Fabian Zapatka) zu begeistern, war ein großer Gewinn für Das Filter. Die Herausforderung dieses Formats ist ja nicht nur das regelmäßige Zeichnen und Gestalten einer Illustration, sondern auch das Aufschreiben einer lesenswerten Geschichte. Kristina lässt uns an ihren Erlebnissen im Großstadtleben teilhaben, aber sie weicht auch mal ab und spielt mit dem Format. In meiner persönlichen Lieblingsfolge reist sie mit Freunden nach Mecklenburg-Vorpommern und entdeckt dort die Angst und Bequemlichkeit politisch – außerhalb der „kommoden Blase“ in Berlin – Stellung zu beziehen. Danke, Kristina, fürs Spiegel vorhalten.
Zur Kolumne
Geschäft mit dem Pangasius (2015)
Wo kommt eigentlich der Fisch her, der in jedem zweiten Asia-Restaurant so herrlich nach nichts schmeckt und mehr Antibiotika-Rückstände als Nährstoffe hat? Zum Beispiel aus Vietnam. Dort arbeitet die Fischerei-Zucht hart daran, das schlechte Image des Pangasius loszuwerden. Mit mehr Rücksicht auf Mensch, Tier und Natur. Jan-Peter Wulf ist hingefahren und kam mit einer beeindruckenden Reportage im Gepäck wieder zurück.
Zur Reportage
Hier und Drüben (2014)
Benedikt Bentler und Susann Massute sind mit jeweils Jahrgang Ende 1989 die Jüngsten im sonst eher 70er-lastigen Kernteam von Das Filter. Als der Berliner Mauerfall sich zum 25. Mal jährte, war es schön zu erfahren, wie einmal in Brandenburg im Osten und in Ostwestfalen im Westen des Landes die Wende in der jeweiligen Kindheit erlebt wurde. Als das ganze Gerede von Ossis und Wessis nämlich erst losging. Die persönlichen Berichte von zwei Wendekindern, die selbst vermeintlich beflissenen Klugscheißern wie mir noch eine Menge beigebracht haben.
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Jean-Michel Jarre: „Rave war meine Idee“ (2016)
„Don’t judge a book by its cover.“ Diese universelle Weisheit hört man ja immer wieder, und sie trifft wohl auch auf Jean-Michel Jarre zu. Bevor ich das „Interview“ von Thaddeus Herrmann und Ji-Hun Kim mit dem Musiker im Mai 2016 gelesen hatte, war Jarre für mich immer dieser langweilige Eso-Franzose, für dessen glatte Synthie-Tracks ich mich nicht im Geringsten begeistern konnte. Im Gespräch mit Das Filter entpuppt sich Jarre dann jedoch als faszinierende Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, die mehr spannende Anekdoten parat hat als zwischen zwei Buchdeckel passen. Mit Jarres Musik bin ich zwar bis heute nicht warm geworden, für einen gemeinsamen Abend bei zwei bis drei Flaschen Wein stünde ich jedoch jederzeit zur Verfügung.
Zur Oral History
Klang des Ultraschall (2014)
Wie Techno in Berlin funktionierte, in Detroit erfunden und anderenorts weiterentwickelt wurde, darüber ist mittlerweile wirklich alles aufgeschrieben worden, was man nur aufschreiben kann. Aber wie war das jenseits der klassischen Dancefloor-Epizentren? Sven von Thülen hat sich mit den Münchener Protagonisten unterhalten und als Oral History collagiert. Wie es losging mit dem Ultraschall, dem ersten Club am Platze. Zwischen verklärter Erinnerung und Pionierarbeit kurz vor den Alpen.
Zur Oral History
Kraftwerk: Trans Europa Express (2017)
Wenn sich Thaddeus Herrmann und Martin Raabenstein zusammensetzen, um eine alte Platte aufzulegen und zu diskutieren – wie das für die neue Kolumne „Rewind“ üblich geworden ist – dann ist das für mich vor allem eine Lehrstunde. Klar hab ich „Trans Europa Express“ selbst irgendwo auf einer Kraftwerk-Best-of rumfliegen. Und doch hat die eigene Kenntnis darüber denkbar wenig damit zu tun, diese Musik in ihrer Zeit der Erstveröffentlichung einordnen zu können. Dazu braucht es viel Wissen, mindestens zwei Gläser Wein, eine Plattensammlung voll alter Schätze, einen Herrmann und einen Raabenstein. Zu lesen, wie andere in der Vergangenheit schwelgen, hat selten mehr Spaß gemacht.
Zum Musikgespräch
Kühle, Brexit, Warm-Up (2017)
Das Filter kommt ohne die eitlen Fratzen der meisten Blogs aus und wo sich andere Musikseiten auf das Posten von News und Tracks konzentrieren, erlaubt sich Das Filter auch jenseits einzelner Reviews eine Meinung. Am runden Tisch entstehen Antithesen zum poptimistischen Dauergrinsen. Hier liefern Christian Blumberg, Kristoffer Cornils und Thaddeus Herrmann drei Meinungen zu drei Alben von Varg, Shed, Octo Octa. Da geht es um die Gängigkeit dystopischer Neoliberalismus-Klischees in den mundbemalten Tapes von Varg, die Fortschrittsverweigerung und den Mangel an kritischer Distanz im Techno von Shed und um die besondere Qualität von Octo Octa, überhaupt über so etwas wie einen Telos zu verfügen.
Zum Musik-Roundtable
LSD kaufen im Darknet (2015)
Vinzent Kollmeyer habe ich den letzten drei Jahren genau zwei Mal bei Das Filter erwischt: beim Kiffen mit dem Vaporizer und ein paar Monate zuvor beim LSD-Kauf im Darknet. In zweitem Fall war er mir aufgrund seiner entspannten Erzählweise auf Anhieb so sympathisch – fast hätte ich vergessen, dass ich mit dem Tor-Browser, im Bitcoin-Tumbler gewaschener Währung und Acid im Briefumschlag eigentlich nichts zu tun haben will. Dass Dealer im Darknet bewertet werden wie Bücher auf Amazon: schon spannend zu wissen. Die kritischen Gedanken des Autors gegen Ende: noch viel wichtiger.
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Neues Berlin (2016)
Diese Katzen-GIF-Story ist für mich ist es die beste von allen und auch generell einer der besten Texte von Ji-Hun Kim. Die Katze ist an dieser Stelle auch gar nicht mehr als der Anreißer zu einem wunderbaren Rant auf das „neue Berlin“, anlässlich eines Interviews mit Angelika Taschen – Verlegerin und scheinbare Berlin- und Berliner-Kennerin. Sofern Berlin gleich Mitte und noch nicht mal dann. Trotzdem bin ich ihr ja fast schon dankbar, denn ohne sie hätte es diesen Text nicht gegeben. Wortgewandt und scharfzüngig beschreibt Kollege Kim, was ihn an solchen Leuten ankotzt. Warum er das, was diese neue Berliner Reichenghetto-Geldelite verkörpert, von ganzem Herzen scheiße findet. Tut einfach gut das zu lesen.
Zum Katzen-GIF
Playlist: Turntable-Talk – „Looking For Freedom“ (2014)
Besondere Momente in drei Jahren Das Filter waren für mich auch die Events, die wir organisierten. Die echten Gesichter unserer Leser*innen zu sehen – das ist viel besser, als Facebook-Likes anzuschauen. Die erste Veranstaltung fand unter dem Titel „Looking For Freedom“ zum 25-jährigen Mauerfall-Jubiläum im Prince Charles statt. Neben der Buchvorstellung „Berlin Wonderland“ war ein absolutes Highlight des Abends der Turntable-Talk mit Thaddi und Finn Johannsen. Jeder, der da war, kann das bestätigen: Wie die beiden rauchend und nerdig über ausgewählte Platten sprachen und Anekdoten zum Besten gaben war herrlich. Ich wünschte, sowas würde im Fernsehen laufen. Diese Playlist ist eine Erinnerung daran, dass wir das bald wiederholen sollten.
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Presets: Am schöpferischen Nullpunkt (2015)
„Jump“ von Van Halen: Undenkbar ohne den röhrenden Synthie-Sound am Anfang. Ein Keyboard-Preset. Wer sich in einem Musikfachgeschäft durch ein Keyboard klimpert, wird zig Klänge aus Chartbreakern wiederfinden. Show Me Love, sag ich nur. Faule Bande, diese Musiker. Stefan Goldmann hat nicht nur das Buch zur Preset-Kultur geschrieben, er hat dazu auch noch ein Album gemacht, bei dem er sich vom Komponisten zum Knecht der Synthesizer degradiert hat. Ein spannendes Konzept, und das Interview, das Malte Kobel für Das Filter mit ihm dazu geführt hat, lese ich immer wieder gern.
Zum Interview
Raus aus dem Patriarchat (2016)
Monika Herrmann hat schon viele lesenswerte Gesellschaftsreportagen und Interviews für Das Filter gemacht. Diese hier geht mir besonders nah. Auch deshalb, weil ich dort wohne, wo sich jene muslimischen Männer treffen, die keine Pachas mehr sein, ihre Familie nicht mehr dominieren wollen, über die Monika diese Reportage für uns verfasst hat. Und weil ich im Nachhinein die Straßen abgelaufen bin, um Fotos für diese Geschichte zu machen und dabei, den Text im Kopf, gemerkt habe, wie weit weg ich doch von dieser von ihr beschriebenen Welt lebe. Neukölln ist neben- und nicht miteinander. Storys wie diese leisten vielleicht einen kleinen Beitrag dazu, dass es anders werden kann.
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Safran statt Opium (2016)
Das Filter ist im Berlin der 1990er verwurzelt. Dennoch entwickelt das Magazin ein ausgereiftes Sensorium für Themen, die in der Zeit danach an Relevanz gewonnen haben. Damals ließ man sich mit einer Pizza abspeisen. Heute kommen in der Stadt ständig neue Food- und Ernährungstrends an. Die Folgen dieses neuen Anspruchs an die Qualität, an die Herstellung und die Leckerheit unseres Essens verfolgt im Magazin besonders Jan-Peter Wulf. Es geht darum, uns als Esser aus unserer Dusseligkeit, unserer Konsumentenpassivität und dem lähmenden schlechten Gewissen herauszuholen und Ökologie, Produzenteninteressen, Gesundheit und den Spaß am Essen in ein neues Verhältnis zu setzen.
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Understanding Digital Capitalism (2015)
Die Reihe „Understanding Digital Capitalism” ist ein gutes Beispiel für Teamwork in der Redaktion. Ein treuer Autor, hier Timo Daum, arbeitet regelmäßig zu spannenden Themen wie allmächtige Plattformen und Crowdworking, die er mit linken Theorien klug verbindet. Die Redaktion lektoriert und letztendlich entsteht eine griffige Titelillustration, die wir gemeinsam im Ideen-Pingpong entwickeln. So ist in den letzten Jahren eine wirklich umfassende, lesenswerte Serie entstanden. Der Selfie-Marx ist einer meiner persönlichen Lieblinge, da er so augenzwinkernd und plakativ zeigt, was Karl so im 21. Jahrhundert treiben würde. #workuplikethis
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Vinyl: Auf Kante gepresst (2015)
Thaddeus Herrmanns Text gab mir 2015, auf dem Gipfel des sogenannten Vinyl-Hypes, gute Argumente gegen den Vinyl-Hype an die Hand. Schon zuvor nervte mich die schleichende Umcodierung der Schallplatte von einem Medium mit (sub-)kultureller Verankerung hin zur Trägerin einer „geschmacksbürgerlichen Manufactum-Ideologie“ (Aram Lintzel in der Spex, ebenfalls 2015). Thaddeus’ Artikel zeigte dann auf, dass der ganze Hype vor allem eine Sause für die Majors ist, die ihre Back-Kataloge zum nunmehr fünften Mal verkaufen – und zwar auf Kosten jener, die das Medium in den zähen Jahren zuvor am Leben gehalten hatte. Seit 2015 kaufe ich deshalb die trotz 90er-Revival immer noch herrlich uncoolen CDs (klingen übrigens besser als Schallplatten) und – noch weniger cool! – MP3-Downloads. Zur Eindämmung regelmäßiger Rückfälle empfehle ich (nicht zuletzt mir selbst) die neuerliche Lektüre dieses Stücks, welches übrigens vollkommen zu Recht weite Kreise zog.
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Was man sich für den BER kaufen könnte (2014)
Dass eine gute Infografik 1. viel Arbeit bedeutet und 2. komplizierter als gedacht ist, wenn sie denn spannend und interessant sein soll, stellten wir fest, als wir uns an die Scroll-Wurst über den Fail-Airport BER in unserem ersten Jahr machten. Die Frage: Was könnte man für all das verbrannte Geld sonst kaufen? 26,3 Flugzeuge abzubilden mag noch einfach gewesen sein. Aber 31.725 Porsche Carrera Turbo – die Akribie, mit der unsere Artdirektorin Susann Massute an die Sache ranging: Respekt. Denn ja: Es sind wirklich 31.725 Porsche auf dem Bild zu sehen. Was uns wiederum daran erinnert, dass man das Thema wieder angehen sollte. Eine große Infografik schaffen wir dieses Jahr noch. Bestimmt.
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Wiener Schmäh & Eitrige (2014)
Sulgi Lie ist 2014 für Das Filter nach Wien gefahren, um über das dortige Filmfestival, die Viennale, zu berichten. Herausgekommen ist kein pedantischer Festival-Report, der die filmischen Highlights chronologisch abarbeitet, sondern ein amüsanter Reisebericht, in dem sich der Autor fast mehr mit den lokalen Wurstspezialitäten, Trink- sowie Sprachgewohnheiten auseinandersetzt als mit dem eigentlichen Sujet eines Filmfestivals. Über Werke von Hong Sangsoo, Frederick Wiseman und Harun Farocki hat er aber natürlich trotzdem das ein oder andere Kontrovers-Kluge zu sagen.
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Zwei Penner namens Daft Punk (2015)
Von Blackmetal bis zum Fermentieren von Obst und Gemüse gibt es heute zu jedem kulturellen Trend ein spezielles Magazin. Das Filter ist unter anderem so außergewöhnlich, weil die Beschäftigung mit elektronischer Musik, Kino, Hardware-, Netz- und Esskultur nicht in Spartenmagazine zersplittert wird. So entsteht ein tiefgreifendes, umfassendes Gespür für Aufmerksamkeitsökonomien und Medieneffekte, bei dem es um mehr geht, als sich durch die aktuellen Veröffentlichungen zu hecheln. Während etwa die Filmblogs den unsäglichen „Eden“ von Mia Hansen-Løve abfeierten, zeigen Tim Schenkl und Thaddeus Herrmann, dass der Film rein gar nichts zur Entstehung des French Touch zu sagen hat.
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