7 Jahre Das FilterEin Rückblick
14.4.2021 • Internet – Text: Redaktion , Illustration: Susann MassuteAm 14. April 2014 ging Das Filter online. Unzählige Geschichten, Interviews, Reviews, Kolumnen, Reportagen, Illustrationen und Mixtapes sind in der Zeit entstanden und viel ist seither passiert. Wir haben Trump überstanden, das Sterben vieler letzter gedruckter Musikmagazine und auch den nächsten sieben Jahren schauen wir zuversichtlich in die Augen. Wenn auch unsere Welt der Kultur, Kunst und Musik sich in den kommenden Jahren vielleicht gar neu erfinden muss. Unsere Autor*innen und Redakteur*innen schauen auf ihre sieben Jahre mit Das Filter zurück. Highlights aus persönlichen Perspektiven. Lehrreiches, technisch Historisches, Verrisse, Fiktion und schöne Bilder gibt es zu entdecken. Euch, lieben Leserinnen und Lesern, Unterstützerinnen und Unterstützern gilt unser größter Dank.
7 mal was gelernt
Jean-Michel Jarre
Sieben Jahre DF, zwei Interviews mit Jean-Michel Jarre. 2016 haben Ji-Hun und ich dem Großmeister der elektronischen Musik im Berliner SoHo-Haus einfach zugehört. Was für ein Typ!
Japan
Ich war bislang nur einmal in Japan – ewig her! 2019 brachte Ji-Hun eine packende, zweiteilige Reportage von dort mit zurück. So little did I know.
Südafrika
Ich wusste wenig bis gar nichts über Südafrika, bis Julia Kausch ihre Reportage-Reihe „Water Works“ startete. Lange, fast schon literarische Texte zur schwierigen Lage am Kap der guten Hoffnung.
Schlaflos in Cupertino
Meine schönste Pressereise als Filter-Member ging ins Apple-Hauptquartier nach Kalifornien. Viel gelernt über Großkonzerne.
Rebstöcke in Brandenburg
Nicht ganz so weit reiste Jan-Peter, um mir etwas beizubringen. Wein aus Brandenburg? Warum denn nicht!
Robag Wruhme
Ich weiß nicht, wie viele Interviews ich in sieben Jahren für Das Filter geführt habe. Die meisten waren toll. Besser als mit Robag Wruhme in Weimar jedoch nie.
Von einem Tag auf den anderen wurde meine Kindheit in Frage gestellt
Fisch
Als Pescetarier ist mir bewusst, dass mein Bekenntnis zur vegetarischen Ernährung und zum Tierschutz ein wenig halbherzig daherkommt. Jan-Peter öffnete mir mit seiner Reportage aus Vietnam die Augen.
7 iPhones
Das Medium für Gegenwart hat Geburtstag, also richten wir den Blick auf vergangene Gegenwarten. Beim Stöbern durch ältere Artikel fällt mir vor allem auf, dass 2014 nur selten gegendert wurde. Aber die Welt, die in den Artikeln bespiegelt und beschrieben wurde, ist auch keine längst vergangene: Sieben Jahre sind vielleicht doch zu wenig, um das Aufsetzen einer historischen Brille zu erzwingen. Große Ausnahme: Technik. Die altert schließlich besonders schnell. Wer an Zeitreisen interessiert ist, lese daher einfach nochmal Thaddeus Herrmanns alljährliche iPhone-Tests. Bekanntermaßen sind seine Texte zum Thema ja eh die besten ihrer Gattung, was sich spätestens dann offenbart, wenn Herrmann zwei iPhones am Tresen miteinander ins Gespräch kommen lässt. Unter Gesichtspunkten des Informationsgehaltes sind die Texte natürlich komplett und mehrfach überholt – gerade deswegen eine wunderbar unnütze Lektüre.
7 Kolumnen
Was wir schon an Kolumnen auf der Seite hatten! Nach sieben Jahren ist die Erinnerung an so manche von ihnen bei mir recht verblichen, völlig zu Unrecht. Deswegen hole ich hier mal sieben wieder nach vorne. Manche sind wohl für immer abgeschlossen, bei anderen besteht Hoffnung, dass sie weitergehen, bei wieder anderen passiert das ziemlich sicher.
Dinge Design müssen
Die meisten Sachen sind besser, wenn sie gut gestaltet sind. Aber was ist gut? Und was schlecht? Wann ist es Design und wann nur Look? 26 Beispiele, bislang.
Das Business
Mehr eine Reihe als eine Kolumne: Innovative Geschäftsideen von Neonröhren bis Kaffeesatz-Upcycling. Das Filter goes Brand Eins.
Katzen-GIFs vom Katzenhasser
Cat Content der reflektierten Art, der letzte/jüngste Text faucht formidabel.
7 fiktive Roundtables
FKA twigs – LP1 (2014)
Blumberg weiß es zu schätzen, Cornils ist enttäuscht, Herrmann zuckt mit den Schultern, keiner von ihnen hört sich das Album danach jemals wieder an.
Jamie xx – In Colour (2015)
Alle fühlen sich unangenehm berührt, aber Bier lässt sich dazu allemal trinken.
Autechre – elseq 1-5 (2016)
Blumberg hat 1-5 Textblöcke vorbereitet, Cornils stellt den ersten treffenden Autechre-Vergleich in der Geschichte des Roundtables an, Herrmann kann sich endlich wieder mit den beiden anfreunden.
Equiknoxx – Colón Man (2017)
Herrmanns Küchentisch bebt, obwohl niemand tippt. Alle zuckeln, zappeln, zischeln die Snare-Sounds mit. Einiger waren sie sich noch nie.
SOPHIE – Oil of Every Pearl’s Un-Insides (2018)
Blumberg nähert sich der Sache über gegenwärtige Diskurse während Cornils drei Absätze über Akzelerationismus und keinen über die Musik schreibt, deren Windungen Herrmann als Einziger wirklich folgen kann.
rRoxymore – Face to Phase (2019)
Die Drei wissen es noch nicht, aber sie gehen ein allerletztes Mal vor Pandemie raven, und zwar auf Herrmanns Dachterrasse. Aus irgendeinem Grund geht die Sonne nicht unter, sondern die halbe Nacht lang auf.
Caribou – Suddenly (2020)
Alle weinen, weitgehend aus denselben Gründen.
7 Rants
Eigentlich finden wir ja immer alles dufte und toll. Das ist ja das Schöne an der Popkultur. Wenn man ein Thema mal nicht mag, gibt es an der nächsten Abbiegung ein dutzend neue Optionen. Wie frei! Manchmal kommt man aber eben nicht drumrum, auch mal negative Luft abzulassen. Und tendenziell funktionieren solche Storys, was die Klickzahlen anbetrifft, wesentlich besser als reflektierte profund recherchierte Geschichten. Dass sieben Rants im Rückblick gar nicht so simpel zu finden waren, spricht vielleicht für uns. Dass hier allerdings vornehmlich Filme aus Deutschland zu finden sind – darüber müssen wir mit unserer Kinoredaktion mal diskutieren.
Alex Christensen
Der erste deutsche Techno-Superstar der Welt Alex Christensen (U96) hat 2017 ein unsägliches Techno-Cover-Album mit Orchester aufgenommen. Thaddi Herrmann ist nicht weggerannt.
303
Der vielfach prämierte Roadmovie „303“ von Hans Weingartner lief unserem Filmkritiker Alexander Buchholz so richtig gut rein. Lebt er nun in einer Parallelwelt oder welchen Film hat das Gros der hiesigen Filmkritik gesehen? Haben die alle gepennt?.
Stützräder
Und als war es damit nicht genug, musste Herr Buchholz wenige Wochen später auch noch den Streifen „Werk ohne Autor“ von Florian Henckel von Donnersmarck ertragen. Aber Alex, die Pressevorführungen hast du dir selbst ausgesucht und der Verriss sich so oder so gelohnt.
Victoria
Wieder ein deutscher Film. Diesmal der Eine-Einstellung-Thriller „Victoria“. Seinerzeit hoch gejazzt wie nichts (Selten ein gutes Zeichen). Unserem Kritiker Daniel Moersener erging es wie einigen anderen auch aber anders: „Der Film hat im Grunde gar nichts zu erzählen.“.
Fyre
Die Netflix-Doku „Fyre - The Greatest Party That Never Happened“ portraitiert den Hochstapler Billy McFarland und offenbart den privilegierten Snobismus und die toxische Ignoranz vieler Aufschneider im Kulturbusiness. Über ein systemisches Vollversagen.
Im Rausch der Sterne
Tim Schenkl und Jan-Peter Wulf haben sich den Film „Im Rausch der Sterne“ mit Bradley Cooper in der Hauptrolle zusammen angeguckt. Gute Filme über Essen sind rar, da macht dieser Filme leider keine Ausnahme. So macht Essen nämlich keinen Spaß.
Schnapsideen
Eine Zeitlang habe ich mich regelmäßig über miserablen Erfindergeist im 21. Jahrhundert ausgelassen. So viel Hass im Alltag sei aber nicht gut, habe ich mal gelesen, seitdem brülle ich in Kissen.
7 Illustrationen (Filter Tapes)
Die folgende Liste ist unsortiert und im Vordergrund stehen diesmal die Illustrationen. Die enthaltenen Mixe sind natürlich mehr als hörenswert. Mit der Reihe Filter Tapes gewinnen wir allerdings nicht nur tolle DJs und Musiker*innen, sondern auch Künstler*innen, die jedes Mal beim Hören eine persönliche Grafik anfertigen. Die dabei entstehende stilistische Bandbreite reflektiert auch das musikalische Spektrum.
Spritzige Gradients
Julian Braun ist versiert mit 3D-Visualisierungen, aber er verfuchst sich glücklicherweise nicht nur in technischen Kleinkram, sondern stellt literally coole Bildideen in den Vordergrund und hat ein einzigartiges Farb- und Materialgefühl.
Filter Tapes 032 „Pop“ von Monsanto High
Sexy Falten
Johanna Goldmann beherrscht mit ihrem Bleistift einen gekonnt naturalistischen Strich und hat das sexy Thema dieses Tapes – „Bedroom Magic“ – so subtil erotisch umgesetzt, dass man passend zu Till von Seins Mix gleich sehr viel mehr Bilder im Kopf hat als nur eine Hand, die sich ins Laken krallt.
Filter Tapes 015 „Bedroom Magic“ von Till von Sein
The Face of Music
Bartholomäus Zienteks spezieller Humor spiegelt sich auch in seinem Grafikdesign und seinen Illustrationen. Die vielen Blicke, die sich in den quirky Gesichtern kreuzen, erinnern an einen vollen Dancefloor – der Verzicht auf Farbe tut gar nicht weh, sondern verstärkt den eigenwilligen Strich.
Filter Tapes 018 „Static Study“ von Iron Curtis
Analog trifft Digital
In Kristina Wedels Arbeit trifft sich gleichermaßen die Liebe zum Analogen und das Meistern digitaler Werkzeuge, sie bemalt Wände und Fassaden und illustriert mit iPad und Pencil komplexe, farbenfrohe und mitunter surreale Welten. Das Tape von Kristoffer Cornils begleitet sie mit einer abstrakt-mystischen Landschaft, die noch den Hauch analoger Malerei in sich trägt.
Filter Tapes 027 „ABOTHER“ von Kristoffer Cornils
Trip durch die Wüste
Viktoria Cichon alias Vikunia ist sozusagen ein Illustrations-Tausendsassa und eine Spezialistin für liebevoll gezeichnete Charaktere. Ihre Filter Tape-Illustration schickt uns psychedlisch auf einen Trip in die Wüste.
Filter Tapes 022 „Bateria Eletrônica“ von Seixlack
Green Room
Max Nissen ist eigentlich hauptberuflich Produktdesigner und die Vorliebe für Materialität und Räumlichkeit merkt man seiner Filter Tape-Illustration auch an. Das grüne Mesh zieht direkt in Nikita Zabelins Mix hinein.
Filter Tapes 038 „Resonance Moscow“ von Nikita Zabelin
Mythische Gefäße
Julian Priess hat wie einige in dieser Liste schon mehrere Filter Tapes illustriert und bei seinen vielfältigen Ansätzen ist es nicht so leicht, einen Liebling zu bestimmen. Seine Illustrationen sind auf gewisse Art eigen und verschroben, aber dabei immer leichtfüßig.
Filter Tapes 040 „Dub Be Good To Me“ von DJ Dash