Zum letzten Mal „Auf dem Weg“: Marrakesch / Marokko, Mai 2015Eine Kamera, ein Bild und seine Geschichte
10.6.2015 • Gesellschaft – Text & Bild: Fabian ZapatkaMarokko. Sehnsuchtsort meiner jugendlichen Träume. Ich erinnere mich an lange Blicke vom Strand in Spanien, hinüber nach Afrika, in Richtung Tanger. Dahin, wo das Wasser auf den Horizont trifft. Dorthin ging unsere Reise.
Erst das Glitzern auf der Wasseroberfläche, später die braune Ebene, gesehen aus dem Flugzeugfenster. Strahlendes Licht durchflutet die Flughafenhalle bei unserer Ankunft. Mit ernster Miene stempelt der Zöllner unsere Pässe. Eine gnadenlose Wand aus Hitze erwartet uns, als wir ins Freie treten. Die Kamele warten schon an der nächsten Ecke. Marokko ist gut vorbereitet. Angekommen in der Medina, im Dämmerlicht unseres Zimmers. Ein vertrautes Gefühl von Geborgenheit. Glück. Draußen lärmen die Störche auf den Ruinen des Königspalastes. Traue ich mich, diesen glücklichen Moment festzuhalten? Später in der Medina bedrängen uns die Händler. Noch brennt die Sonne unbarmherzig herab.
Zusammen mit anderen Europäern bevölkern wir die Terrasse eines bekannten Cafés und schauen auf den Platz. Wann erklingen die Stimmen von Marrakesch? Die Gedanken fließen, rennen frei herum und immer wenn ich die Stimme erheben möchte, fehlen mir die Worte. Tatsächlich steigt Rauch auf. Die Flöte des Schlangenbeschwörers ist leise zu vernehmen im Gewirr der Geräusche. An meinem Arm schreckt sie vor der Schlange zurück. Jenseits des Marktes die Normalität des Feierabends. Durchatmen. Später wieder auf dem Platz, inmitten der Garküchen. Sonnenbrand auf den Gesichtern der anderen Touristen. Händler schießen leuchtende Geschosse mit Katapulten in den Himmel. Wir sitzen inzwischen wieder oben auf einer der vielen Terrassen. Nach Sonnenuntergang strömen die Gäste ungeduldig an die Balustrade, um ihr Foto zu schießen. Wir trinken Cola und sehen zu, wie die Lichter immer heller zu leuchten beginnen und das Tageslicht endgültig erlischt. Nun traue ich mich, den Moment mit meiner Kamera festhalten.
Das Archiv scheint erstmal leer zu sein. Alle wichtigen Momente, die über die letzten Jahre auf Film versiegelt werden konnten, wurden hier gezeigt und beschrieben. Jetzt ist es Zeit für neue Wege. Gern würde ich weiter kleine Szenen, alltägliche Momente zusammenstellen und von ihnen erzählen.
So wie die alte Dame links im Bild gedankenverloren von der Terrasse in Marrakesch in die Ferne blickt, haben auch wir in der Redaktion die Texte von Fabian Zapatka immer wieder reflektiert. 62 Folgen Auf dem Weg hat der Berliner Fotograf für Das Filter produziert. In kleiner Runde hatten wir ihm die Idee einer regelmäßigen Fotokolumne vorgestellt. Zu einer Zeit, als die Webseite noch längst nicht fertig war und viele offene Fragen unseren Büro-Alltag bestimmten. Fabian sagte sofort zu. Sein Archiv sei voll und sich mit dieser „Verpflichtung“, regelmäßig ein Bild und den zugehörigen Text zu liefern, praktisch mehr oder weniger dazu zu zwingen, sich mit den Bergen
von Filmen, Bildern und Momenten auseinanderzusetzen, auch für ihn eine tolle Idee. Damals ahnten wir nicht, wie nah wir und all unsere Leserinnen und Leser Fabian im Laufe des Jahres kommen würden, bzw. wie nah er uns an sein Leben – denn nichts anderes ist der rote Faden, der sich durch seine Kolumne zieht – heranlassen würde. Das ist weder selbstverständlich noch gibt es etwas Vergleichbares in der Zunft der schreibenden Fotografen oder der fotografierenden Journalisten. Nun ist Fabians Archiv leer. Was nicht bedeutet, dass er nicht weiterhin fester Teil des Filter-Teams sein wird. Neue Ideen sind schon dabei zu entstehen.
Danke, lieber Fabian. Die Redaktion.