Auf dem Weg: Tropical Islands/Brandenburg, 2010Eine Kamera, ein Bild und seine Geschichte
11.3.2015 • Gesellschaft – Text & Bild: Fabian ZapatkaHier sollten einmal Zeppeline gebaut werden. Daraus wurde nichts.
Auf einem ehemaligen Armeegelände, einer Betonwüste rund um die gewaltige Zeppelinhalle, in der sich heute die Tropical Islands befinden, drehte mein lieber Freund Barnaby Metschurat seinen ersten Film als Regisseur. Zusammen mit seiner tollen Freundin Lavinia Wilson, hatte er ein Theaterstück der talentierten Autorin Katharina Adler adaptiert. Mit ihrer damals brandneu gegründeten Firma Hot Couple produzierten sie einen kleinen Science-Fiction-Streifen. Die unwirkliche Halle sollte den Hintergrund liefern.
Barnaby, hier rechts im Bild und mit Hut, kenne ich schon eine ganze Weile. Von Anfang an hatten mich seine charmante Stimme und die freundliche Art eingenommen. Seine Arbeit kannte ich zum damaligen Zeitpunkt längst. Filme wie Anatomie 2, Solino, die Serie KDD oder Hamlet, inszeniert von Peter Zadek. Meinen diversen Umzügen hat er mit schwerer Schlepperei und hinterm Steuer des Umzugswagens beigestanden. Verständnisvoll hat er mich in Erziehungsfragen mit meinem Teenager Stiefsohn beraten und im engsten Kreis seiner Freunde bin ich schnell aufgenommen worden. Zusammen waren wir im Herzen der Finsternis, ob in Prag, in Kreuzberg, oder dem Berghain. Wir sind heil zurück gekommen.
Für die Bildgestaltung seines Films konnte er den begabten Philip Peschlow gewinnen. Einen richtigen, modernen Mann. Stets souverän – ob hinter der Kamera in der Sahara, im Pariser Nachtleben, oder zu Hause in Berlin, mit seinen vielen Kindern. Er ist ein noch älterer Freund von Barnaby. Und war damals noch Kamera-Assistent. Aber er wollte bereits hoch hinaus und war auch noch für Department und Crew verantwortlich.
Schnell stand man vor Problemen. So eine Zusammenarbeit stellt die Freundschaft auf den Prüfstand. Für Barnaby stand unter der heißen Sonne Brandenburgs im Sommer 2010 viel auf dem Spiel. Gefeierter Schauspieler ja, aber jetzt ganz neu in seiner Rolle als Regisseur. So viele Ideen und Visionen im Kopf, von seiner Freundin und Produzentin Lavinia im Zaum gehalten. Die Stimmung am Set kochte hoch. Philip und Barnaby, beide wollten sie hoch hinaus. Doch auf diesem Weg traten ganz unterschiedliche Mentalitäten zu Tage.
Während der Dreharbeiten schliefen wir in Indianer-Tipis auf einem Campingplatz. Ich wachte auf – nasse Tropfen auf dem Arm. Es regnete durchs Zeltdach hinein. Zu Müde, um mich zu ärgern oder überhaupt darüber nachzudenken, rückte ich weiter in Richtung meines Tipi-Nachbarn.
Ich war damals mit vielen Projekten beschäftigt: Eine Fotoserie über illegale Open Airs rund um Berlin wollte geschossen werden, und eine Dokumentation über den Wiederaufbau eines alten Kinos in der Westbank stand ebenfalls auf dem Plan. Noch dazu hatte ich mich gerade von meiner Freundin getrennt und Unterschlupf in einem Hinterhof an der ungastlichen Urbanstraße gefunden. Dort wurde man nachts ebenfalls wach, von Ratten, die sich an der großen Mülltonne im Hof zu schaffen machten. Mir blieb nicht viel Zeit am Set von Barnaby Film.
Im Nachklang musste ich feststellen, wie sehr die Freundschaft von Philip und Barnaby gelitten hatte und wieder zusammen gesetzt werden musste. Der Eine fühlte sich im Stich gelassen und der Andere unverstanden. Ganz behutsam ging man später wieder aufeinander zu. Fertig geworden ist der Film aber trotzdem. Er hat den schönen Titel Sunny & Roswitha bekommen.
Freunde sind die beiden auch noch. Und ich bin immer noch froh mit dabei zu sein.