Auf dem Weg: Lorenz Schröter, irgendwo in Polen, Juni 2007Eine Kamera, ein Bild und seine Geschichte
4.2.2015 • Gesellschaft – Text & Bild: Fabian ZapatkaAn einer Mautstation, kurz hinter der Grenze in Polen. Wir warten darauf, dass endlich jemand Erbarmen mit uns hat.
Für das SZ-Magazin sollte ich zusammen mit dem Journalisten Lorenz Schröter, Eingeweihten auch als „Lorenz Lorenz“ bekannt, herausfinden, ob das mit dem Trampen noch geht.
Lorenz hatte zuvor schon so ziemlich alle Varianten des Unterwegs seins für sich ausprobiert. Auf dem Rad um die Welt oder mit dem Esel durch Deutschland. „Den wirst du mögen“, hatte mir mein Freund Ralf versprochen, als er mich beauftragte. „Der erste Punk Münchens.“ Ein seltsamer Kerl wartete da auf mich im „Ein Euro Kaffee“. Er trug ein weißes Hemd und lächelte ein wenig. Still war er, schon von Anfang an. Zusammen marschierten wir neben der Autobahn her. Später warteten wir vergeblich unter einer Brücke. Aber sympathisch war er mir direkt. Nach und nach kamen — eigentlich ohne mein Zutun — die Fakten aus Lorenz’ Leben zum Vorschein. Punk, Romane, Artikel in den großen Zeitungen, einige Jahre im südchinesischen Meer. Ein Mann, über den Christian Kracht einmal gesagt hat: „Ohne ihn gäbe es uns alle nicht!“ So oder so ähnlich.
Lorenz und ich waren die darauf folgenden Jahre noch einige Kilometer zusammen unterwegs. Ausgewählte Station kamen auch hier schon zur Sprache. Georgien, Armenien, Türkei, Syrien, Libanon usw. Ich wäre dem Lorenz auch noch weiter gefolgt. Leider wurde jedoch unsere Freundschaft durch ein bis heute nicht ganz gelöstes Problem, oder besser Missverständnis, aus der Spur geworfen. Natürlich bewundere ich immer noch seine Neugier auf die Welt, seine Bescheidenheit, die Unbestechlichkeit, mit der er seine Ziele verfolgt und versuche mir, seinen Willen zum Vorbild zu nehmen.
Irgendwann hielt dann doch noch, kurz bevor das Gewitter uns erreichte, ein Lastwagenfahrer und transportierte uns bis nach Łódź. Kaum hatte der Fahrer den Motor abgestellt, war der Lorenz schon auf dem Weg zum nächsten Taxi. Verschwand zwischen den Lichtern, die sich auf dem nassen Parkplatz spiegelten. Wir ließen den verwirrten Kraftfahrer allein zurück. Wen hatte er da mitgenommen? Ganz in alter Reporter-Manier ging es nach einem Tag voller Entbehrungen am Rande der Straße ins nächstbeste Hotel. Vielleicht sehen wir uns dort bald einmal wieder.
Fabian Zapatka ist Fotograf. Er bereist teils Orte, von denen viele von uns nicht mal wissen, dass es sie gibt. Für Das Filter öffnet er jetzt nach und nach sein Archiv. Ein neues Bild und eine neue Geschichte gibt es jeden Mittwoch, nur hier bei uns.