Wieso postet man Katzen, obwohl man keine mag. Sie sind überall.
Diese wahrscheinlich japanische Katze (die Form der Küche und der Reiskocher lassen darauf schließen) ist vielleicht, ohne es zu wissen, der beste Torwart der Welt. Wie die Großen des Weltfußballs: Buffon, Pfaff, Schmeichel, Casillas oder Kahn hechtet sie mit einem perfekten Sprung meterhoch quer durch den Raum, fängt ein nicht eindeutig zu identifizierendes Objekt und landet elegant wie in Watte gehüllt auf allen Vieren. Der Schmäh, noch in der Flugphase übergibt sie das Etwas von ihren Pfoten aus dem Übergriff in ihren Mund. Killer. Man stelle sich vor, Oliver Kahn hätte seinerzeit diesen Move draufgehabt. Ball fangen und dann martialisch im Mund zähnefletschend damit durch die Gegend wedeln, bevor abgeschlagen wird. Da hätten sich selbst Jens Jeremies und Carsten Jancker beim Training vor Angst in die Hosen gemacht.
Der Torwart ist oft der heimliche, tragische Star einer Fußballmannschaft. Er hat viel zu verlieren, wenn er patzt und kann im alles entscheidenden Elfmeterschießen der Erlöser sein. Der Torwart ist auch ein Liebling der Intellektuellen. Wenn ein lahmarschiger Literaturstudent keine Ahnung vom Kicken hat, aber dennoch seinen Senf beisteuern möchte, kommt irgendwann der Peter Handke mit seinem „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“. Gelesen hat ihn wahrscheinlich keiner, ist ja auch ein doofes Buch, hat es mit Fußball doch so gut wie gar nichts zu tun. Dann kommt der zweite Klugscheißer in die Runde und predigt, dass der wichtige französische Autor und Philosoph Albert Camus ebenfalls passionierter Torwart gewesen sei, fast als müssten sich die ganzen Turnnulpen ihre missratene Sportkarriere und unzählige Schulsportstunden als genötigter Torwart schön reden. Denn anders als im Weltfußball, wo ein Manuel Neuer oder Petr Čech mindestens so gut bezahlt sind wie ihre Offensivkollegen und ein gutes Standing haben, ist die Torwartposition auf dem Bolzplatz der Persilschein in die athletische Unbedeutsamkeit. „Du, geh mal ins Tor. Und bleib da auch.“ Ein unerträglicher Schmerz.
Die Verbindung von Katzen und Torhütern hat eine lange Tradition. Bereits der Weltmeister von 1974 und Proto-Startorwart Sepp Maier wurde liebevoll „Die Katze von Anzing“ gerufen. Die einzig wahre Katze der Fußballgeschichte ist aber noch immer Ralf „Katze“ Zumdick, Torwart des VfL Bochum von 1981-1995. Wenn auch nur mit bescheidenen sportlichen Erfolgen dekoriert (DFB-Endspiel 1988 verloren), flog keiner so schön durch die Strafräume an der Castroper Straße wie Zumdick. Ich vermute die Katze hier hat bei Ralf eine Menge abgeguckt. Wer sich fragt, was die Katze aus Bochum heute macht. Zumdick ist seit Dezember 2013 unter Thomas Doll Co-Trainer des ungarischen Erstligisten Ferencváros Budapest.